„Wenn du das Glück hattest, als junger Mensch in Paris zu leben, dann trägst du die Stadt für den Rest deines Lebens in dir, wohin du auch gehen magst“, schrieb Ernest Hemingway in seinem letzten Buch „Ein Fest fürs Leben“. Die vergangenen Tage habe ich – eigentlich unbeabsichtigt zur selben Zeit wie das „Österreichische Fußballnationalteam“ …
Entartete Satire
Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi (1828 – 1910) notierte in seinem Tagebuch ein Jahr vor seinem Tode „Man kann alles aussprechen, sich Luft machen, ohne jemanden zu verdammen“. Dieses Zitat veranlasst mich darüber zu reflektieren, warum es gegenwärtig im Gebrauch der Sprache kaum mehr Nuancierungen und Farbschattierungen gibt – das simplifizierende Schwarz/Weiß übertüncht die differenzierende …
Lebensjackpotgewinner
Was habe ich die letzten Tage gezittert! Ein guter Freund und treuer Wegbegleiter ist schwer erkrankt! Erst kürzlich haben wir uns gesehen, haben gelacht, gegessen, getrunken, die Zeit angehalten, den Augenblick genossen – den Alltag hinter uns gelassen, das Leben bejaht, die Zukunft mit unseren Worten umrissen, sie wieder zerredet, neu gedacht und ihr ein …
Lebensführung mit Prinzip
Der indische Widerstandskämpfer und Revolutionär Mahatma Gandhi hatte einmal die sieben Todsünden der kapitalistischen Gesellschaft aufgezählt: Politik ohne Prinzip, Wohlstand ohne Arbeit, Handel ohne Moral, Vergnügen ohne Gewissen, Erziehung ohne Charakter, Wissenschaft ohne Menschlichkeit, Religion ohne Opfer. Gefahrvolle Verhaltensweisen, die den Zustand einer fragilen Gesellschaft damals wie heute trefflich beschreiben. Die, die es ohnedies immer …
Müßiggang
Spielen wir ein wenig Kopfkino. Stellen Sie sich folgende Bilder vor: durch die Straßen eilende Menschen am Morgen. Auf einer Weide umherlaufende Tiere bei Sonnenaufgang. Hastig über einen Platz schreitende Frauen und Männer zur Mittagszeit. Aus dem Schulgebäude stürmende Kinder am frühen Nachmittag. Am Bahnhof an- und abfahrende Züge im zeitgebundenen Rhythmus des Fahrplans. Durchstartende …
Fitnesstestergebnis
Konditionstest, Fitnesstest, Krafttest, Schnelligkeitstest, Ausdauertest, Koordinationstest, Motoriktest, Techniktest, Feldtest, Servicetest, Bewegungsqualitätstest, Laufschwellentest, Cooper-Test, VO2max Test, Rumpfkrafttest, Schnellkraftausdauertest, Lactatleistungstest, Ernährungstest, Körperfettanteilstest, Katch-Test, Stufentest, Leistungstest, Wasseranteilstest, Conconitest, Reaktivkrafttest, Wingate-Test, Körperkoordinationstest, Metacholintest, Sporttauglichkeitstest, Muskelfunktionstest, Yo-Yo Lauftest, Sprungkrafttest, Körperkompositiontest, Maximalkrafttest. Welche Tests davon haben Sie schon gemacht? Ich habe noch keine dieser Kontrollen absolviert. Gefunden habe ich all diese …
Überzeugungspraktiker
Gut gekannt hatte ich Dietmar Schönherr nicht, aber es gab ein paar Begegnungen im Lauf der Jahre mit dieser großen Persönlichkeit, die mir sehr gut in Erinnerung geblieben sind. Ob bei einigen Lesungen, bei einem Mittagessen in den südsteirischen Weinbergen oder bei seiner privaten Geburtstagsfeier zu seinem 80iger im mittelamerikanischen Granada, dieser Mann hatte einen …
Salon Schwindgasse
Die letzten Wochen waren nicht ohne. Beruflich stand einiges auf der Agenda und dann noch der Umzug in die neue Wohnung, den ich bis zum letzten Moment aus meinem Kopf verdrängt hatte. Um so härter hat mich dann die Realität getroffen, als ich plötzlich mein eigenes Räumkommando bildete und innerhalb weniger Tage meine alte Bleibe …
In Zukunft die Gegenwart genießen.
Manchmal glaube ich, dass alle Menschen die Vorzüge der vernetzten Welt konsumieren können, nur ich bin davon ausgeschlossen. Oder noch schlimmer, irgendwo sitzt jemand, macht genau in mein Datennetz einen Knoten rein und freut sich diebisch, dass bei mir immer irgendwelche Störungen auftreten. Also liebe Bits and Bytes, wenn ich euch irgendwann beleidigt haben sollte, …
Don’t hurry sickness!
Gestern Morgen beim Frühstück in einem Berliner Hotel komme ich mit einer Servicekraft ins Gespräch. Eine junge Dame erzählte mir, dass sie froh sei, unmittelbar in Wohnungsnähe einen Job gefunden zu haben. Weniger gut sei, dass sich der Job so gestaltet: Abrufbereitschaft am Morgen in einem Zeitfenster von 6.30 bis 11.00 Uhr, am Abend in …
Lebenserfreuende Prioritäten
Es muss 1986 gewesen sein, als ich meinen ersten Computer gekauft habe. Der Zufall wollte es, dass ich sozusagen ein Apple-Jünger der früheren Stunde gewesen bin. Der Händler, den ich kannte, vertrieb nur diesen aus heutiger Sicht vorsinnflutlichen Blechtrottel, der eigentlich aus Kunststoff war. Ein in grau gehaltenes Gehäuse mit hochformatigem Bildschirm war ab diesem …
Von Geschichten des Alltags
Zu viel an Rotwein und zu wenig Schlaf sind keine gute Kombination, dachte ich mir heute morgen, als ich mich nach 2 Stunden Nachtruhe aus dem Gästebett in Dieters Wohnung erhob. Es sind immer die langen Dienstag Abende, in einem mir sehr vertraut gewordenen Kulturverein in Bonn, wo es mittlerweile zur Tradition gehört, dass die …
Wie wäre es mit einer digitalen Diät?
Vor einigen Tagen sagte ein alter Mann, den ich als gütigen Freund bezeichnen würde, zu mir “Wie wäre es, wenn wir wieder mal auf einen Frühschoppen gehen?”. Der betagte Herr, weit über 80 Jahre alt, erzählte mir, dass diese Zusammentreffen in früheren Zeiten etwas besonderes gehabt haben. Am Land war das so, dass die Männer …
Der Frauentag braucht eine neue Markenstrategie
Zum Glück gibt es Social Media und Internet. Das sichert uns Männern, dass wir aus sehr komfortabler Position heraus am internationalen Frauentag teilnehmen können, der im letzten Jahr seinen 100 Geburtstag gefeiert hat. Die Vorbereitungen scheinen auf Hochtouren zu laufen, erste Parolen werden ausgegeben, sind nachzulesen. Auffällig ist dabei, dass es nicht einmal im kleinen …
Kollege, des is a Klassiker!
In meinem Haushalt fristen Küchengeräte ein Schattendasein. Mein Geschirrspüler zum Beispiel wird einmal in vierzehn Tagen angeworfen, um im besten Fall ein paar Gläser zu waschen. Ansonsten steht er nahezu jungfräulich in meiner Küche und wartet darauf, irgendwann seine volle Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen zu dürfen. Vor einigen Wochen wollte ich wieder zur Tat schreiten …
Champagner zum Weltuntergang
Jetzt steht es also quasi fast fest, vermutlich. Am 21. Dezember 2012 fällt für alle hier unten der große Vorhang. Affe tot. Zirkus vorbei. Sie haben es eh schon aus den Medien gehört: Für den 21. Dezember 2012 nämlich haben die Chefstatistiker der Maya mit ihren Planrechnungen das Grande Finale berechnet. Wobei es mir in …
Ein Jahr wie im Flug
Dieser Tage war vom Vorstoß des VW-Betriebsrates zu lesen, E-Mails künftig nach Dienstschluss nicht mehr an die Mitarbeiter weiterzuleiten. Ich finde das einen vernünftigen und logischen Schritt in unserer ultrabeschleunigten Gesellschaft, in der Kommunikation zu jeder Tages- und Nachtzeit immer und überall stattfindet. Und das obwohl nirgendwo auf der Welt das entsprechende Beschleunigungsmanagement für diese …
Speck mit Ei an der Kaltfront
Von mir aus könnte es ewig so weitergehen. Mit dem Altweibersommer meine ich. Dass man den Sturm, damit er kalt bleibt, in den Schatten stellen muss, nehme ich da gerne in Kauf. Und die Maroni gehen mir sowieso nicht ab. Ich bin einfach ein Sommermensch. Und das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich mit der …
Erschlagen und verschluckt
Prinzipiell mag ich ja die Menschen. Ich liebe Gespräche. Und Diskussionen. Auch streithafte Auseinandersetzungen haben ihren Reiz, wenn sie ein gewisses Niveau nicht entbehren. Aber bei so manchem Gegenüber geht auch mir der Schmäh aus. Zum Beispiel letztens. Ich steige in Wien Mitte in ein Taxi, um mich ins Büro bringen zu lassen. Und ich schwöre …
Denkanstoß durch Fernet Branca
Der Kopf ist ja vor allem deshalb rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Man kann diesen Prozess noch anregen, indem man sich ein Nudelsieb aufsetzt. Das erhöht die Luftzirkulation im Gehirn. Herr Niko Alm hat uns das ja dieser Tage demonstriert.* Derart mit Sauerstoff versorgt sollte man firm sein für die komplexen Fragestellungen …
Clowns zum Frühstück
Eines meiner Lieblingsbücher ist „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick. Die letzten Sätze dieses fantastischen Buches lauten: „Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort, im selben Augenblick. So hoffnungslos einfach ist die Lösung.“ Ich finde das großartig und tue konsequent jeden …
Tempo! Tempo! Tempo!
Als Josef Pröll vergangene Woche seinen geordneten Rückzug ankündigte, erstaunte mich dabei am allermeisten die Tatsache, dass er erst 42 ist. 42! Als Mann ähnlichen Alters kommt man da ein wenig ins Grübeln. Ist es tatsächlich der Job des Politikers, der krank macht? Oder ist es vielmehr ein allgemeines Symptom einer Welt der Gleichzeitigkeit? Leben …