Erschlagen und verschluckt
Prinzipiell mag ich ja die Menschen. Ich liebe Gespräche. Und Diskussionen. Auch streithafte Auseinandersetzungen haben ihren Reiz, wenn sie ein gewisses Niveau nicht entbehren. Aber bei so manchem Gegenüber geht auch mir der Schmäh aus. Zum Beispiel letztens. Ich steige in Wien Mitte in ein Taxi, um mich ins Büro bringen zu lassen. Und ich schwöre es beim fliegenden Spaghettimonster*, der nachfolgende Dialog hat sich wortwörtlich so zugetragen. Ich sage zum Taxifahrer, Typ persischer Herkunft, ich möchte in den zweiten Bezirk.
Der Taxler dreht sich zu mir um und sagt: „Einmal möchte ich eine gute Fuhre haben“.
Ich: „Sie müssen mit mir ja nicht fahren”.
Er: „Wenn sie schon im Auto sitzen, dann fahren wir halt”.
Ich bedanke mich für die Gnade, mich gegen Bezahlung durch die Stadt chauffieren zu lassen.
Er (völlig unerwartet): „Bald stehen wir alle vorm Jüngsten Gericht”.
Ich: „Was meinen sie damit?”.
Er: „Die Hurerei auf dieser Welt muss von Gott bestraft werden”.
Ich: „Wie meinen sie das konkret?”
Er: „Die gerechteste Form wäre ein Bürgerkrieg!”
Ich: „Meinen sie ernsthaft, dass das ihr Problem löst?”
Er: „Nein, glaube ich auch nicht, dass das alle Probleme löst”.
Er (während er mir gerade eine Rechnung ausstellt, wir sind am Ziel der Fahrt angelangt): „Ich hoffe, dass die Überlebenden des Krieges durch Umweltkatastrophen ein Ende des eigenen Daseins finden.”
Ich: „Wie soll das gehen?”
Er: „Es werden große Eiszapfen vom Himmel fallen und unterirdische Vulkane ausbrechen. Die einen werden erschlagen, die anderen verschluckt.”
Ich bedanke mich für die Analyse und den Ausblick in unser aller Zukunft. Den Taxifahrer frage ich noch, ob er sich nicht gut fühle. Er sagt zu mir „Nein, im Gegenteil, heute bin ich gut drauf“. Der Mann fährt seiner Wege. Ich verbleibe fassungslos. Meine Gedanken kreisen um den lange geplanten Aktionstag für die Wiedereinführung der “G´sunden Watschn”. Woher kommt es, dass mir die Wahnsinnigen in letzter Zeit ständig im Nacken sitzen? Dass mir die renitenten Querulanten auf den Fersen sind? Dass mich die Watschenbaumrüttler umschwirren wie die Motten das Licht? Über Trost und Rat, sowie sachdienliche Hinweise bin ich dankbar.
* Erläuterungen über diese Gottheit unter http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/527655/Heilige-Pasta