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Salon Schwindgasse

Die letzten Wochen waren nicht ohne. Beruflich stand einiges auf der Agenda und dann noch der Umzug in die neue Wohnung, den ich bis zum letzten Moment aus meinem Kopf verdrängt hatte. Um so härter hat mich dann die Realität getroffen, als ich plötzlich mein eigenes Räumkommando bildete und innerhalb weniger Tage meine alte Bleibe leerfegte und die neue Wohnung so adaptierte, dass ich mich von der ersten Sekunde an in meinen neuen Wänden sehr wohl fühle. Ich bin immer noch erstaunt darüber, wie viel an Atmosphäre in kurzer Zeit geschaffen werden kann. Meine Wohnung am Wiener Spittelberg war ein konträres Konzept zur jetzigen Unterkunft hinter der Karlskirche im Zentrum der Bundeshauptstadt. Markant sind die hohen Räume des neuen Wohnsitzes, wo bei geöffneten Flügeltüren eine Weite entsteht, die eine ganz besondere Stimmung erzeugt.

An einem der ersten Abende, wo ich den neu geschaffenen Raum für mich inhalieren konnte, hatte ich die Idee, an meiner neuen Adresse einen Konversationssalon zu begründen. Das Ambiente bietet alles, um den Anforderungen eines Salons gerecht zu werden, altes Mobilar vermischt sich mit moderner Kunst, von einem Designersofa blickt man auf eine Bibliothek, die tausende Bücher beherbergt. Traditionsreiche Lexika ebenso, wie Schriften über Kunst oder Biografien berühmter Persönlichkeiten. Alles in allem ein guter geistiger Boden, wie ich meine, eine Basis, die danach verlangt, über den Tag hinaus ein wenig nachzudenken. Mein “Salon Schwindgasse” soll diesen Anspruch erfüllen. Als Vorbild dienen die vielen im 17. und 18. Jahrhundert etablierten Gesellschaftszimmer, die Menschen zusammenbrachten, das Miteinander förderten und Diskussion kultivierten. Aus für mich unerklärlichen Gründen wurde mit dieser Gepflogenheit gebrochen. Doch die Menschheit braucht viel mehr gute Gespräche unter Beachtung der Umgangsformen, Konversation eben.

Die Gründung meines Salons ist der Versuch, in einem kleinen Rahmen unterschiedliche Menschen, die sich vielleicht sonst nicht getroffen hätten, zusammenzuführen. Ein Projekt, das allen Beteiligten ein Timeout vom Alltag beschert und Nahrung für Geist und Seele bringen soll. In “Jenseits von Gut und Böse” formuliert der große Friedrich Nietzsche (1844-1900) “Der eine sucht einen Geburtshelfer für seine Gedanken, der andere einen, dem er helfen kann: so entsteht ein gutes Gespräch.” Das ist ein sehr schöner Gedankengang finde ich. Die Freude an einer lebendigen Aussprache, Spaß, sich mit allen möglichen und unmöglichen Fragen zu beschäftigen, soll das Leitmotiv des “Salons Schwindgasse” sein. Wenn sich jemand angesprochen fühlt, dann darf er sich gerne melden.

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