Fitnesstestergebnis
Konditionstest, Fitnesstest, Krafttest, Schnelligkeitstest, Ausdauertest, Koordinationstest, Motoriktest, Techniktest, Feldtest, Servicetest, Bewegungsqualitätstest, Laufschwellentest, Cooper-Test, VO2max Test, Rumpfkrafttest, Schnellkraftausdauertest, Lactatleistungstest, Ernährungstest, Körperfettanteilstest, Katch-Test, Stufentest, Leistungstest, Wasseranteilstest, Conconitest, Reaktivkrafttest, Wingate-Test, Körperkoordinationstest, Metacholintest, Sporttauglichkeitstest, Muskelfunktionstest, Yo-Yo Lauftest, Sprungkrafttest, Körperkompositiontest, Maximalkrafttest. Welche Tests davon haben Sie schon gemacht? Ich habe noch keine dieser Kontrollen absolviert. Gefunden habe ich all diese Untersuchungen binnen weniger Minuten im Internet. Unzählige Unternehmen bieten diverse Eignungsprüfungen für die der Sportwelt zugewandten Menschen an. Je nach Tauglichkeit werden dann beispielsweise Trainingspläne zur körperlichen Ertüchtigung erstellt. Sollte das Menschenmaterial den Anforderungen nicht gewachsen sein, dann wird schon mal vorsorglich darauf hingewiesen, dass die aus den Testergebnissen gewonnenen Handlungsanleitungen lediglich Richtwerte sind. Die Verantwortung liegt wie immer bei einem selbst. Eine überraschende Erkenntnis, für die man am Ende, je nach Anzahl der Untersuchungen, einige hundert Euro berappen muss.
Mit solch Prüfergebnissen ausgestattet lebt es sich freilich leichter, hat doch jemand anderer die persönliche Verfassung nach irgendwelchen Normen, die irgendwer, irgendwann erfunden hat, analysiert. Das beruhigt das Gewissen ungemein. Und wenn der Test nichts gebracht hat – was manchmal ja vorkommen soll – dann gibt es sicher bald wieder einen neuen Test, der dem vorangegangenen Test sozusagen mittels eines Tests bescheinigt, dass der Test des Tests zwar tendenziell richtig, aber in grundlegenden Fragen doch zu falschen Erkenntnissen gekommen ist. Was ja wieder einen neuen Test bedingt… Mir liegt es fern, mich über einzelne Branchen lustig zu machen, die mit derlei Expertisen Menschen beglücken und, wie im Fall des Sports, zu Höchstleistungen antreiben. Man fragt sich ja nur manchmal wirklich, wie früher mal Sportler mit ihrem Spartentrainer zu all den Spitzenleistungen gelangt sind, ohne Fitnesscoach, Technikcoach, Mentalcoach. Und wenn der in Watte gepackte Schützling Glück und ausreichend finanzielle Mittel hat, dann gesellt sich heutzutage zum Betreuerstab ganz sicher noch ein Physiotherapeut, ein Masseur und ein Personal-Coach hinzu, der wiederum alle anderen betreut, damit die linke und die rechte Hand wissen, wo oben und unten ist. Wichtig scheint in derlei komplexen Strukturen meist nur, dass jeder sein Ding nach genauem Plan tut, aber im seltensten Fall Verantwortung übernimmt und eine Entscheidung trifft. Eine Problemlage, die auch in Führungszirkeln von Unternehmen zum Alltag gehört.
In die Welt des Sports bin ich gedanklich abgeglitten, da ich ein wohltuendes und erfrischendes Interview mit dem ehemaligen Elitesoldaten und Extremsportler Sepp Resnik gelesen habe, der neuerdings dem österreichischen Tennistalent Dominic Thiem als Fitnesstrainer zur Verfügung steht. Thiem, der erst kürzlich bei den US-Open sein erstes Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreichte, scheint das sehr praxisbezogene Programm zur Optimierung der eigenen Leistungsfähigkeit gut zu tun. Resnik, der sich auf die Mängel der Menschen konzentriert, nennt sein Programm „Rosinenweg“. Baumstämme im Lauftempo schleppen gehört zum Fixpunkt beim täglichen Warm-up. Fitnessstudios brauche kein Mensch. „Die Natur hat alles für uns”, so der Expertentipp. Auch dass man am Pulsschlag und an seiner Transpiration erkennt, wie weit man gehen kann, kommt mir als Jogger und Läufer von Halbmarathondistanzen irgendwie bekannt vor. Ich hätte zwar keine Freude, wenn mich mein Trainer mal außer Plan zu mitternächtlicher Stunde aus dem Bett holen würde, um mit mir eine außerplanmäßige 15 km Lauftrainingseinheit zu bewältigen, aber Stresstests dienen sicher der Ausschöpfung nicht geahnter Reserven. Denn „Erst wenn du tot bist, geht nichts mehr“, so die finale Erkenntnis des mittlerweile 60jährigen Triathleten Resnik, der 1994 als erster Mensch mit dem Fahrrad in 80 Tagen um die Welt fuhr. Manche Trainer, die eher auf sanftere Übungsmethoden schwören, wenden sich vermutlich ob dieser Ratschläge kopfschüttelnd ab. Aber eine Frage sei am Ende doch gestattet. Vertrauen wir nicht viel zu wenig auf uns selbst und haben es schon gänzlich verlernt, den Hausverstand anzuwenden, egal ob im Sport, im Berufsleben oder im Privaten? Es scheint, dass die Technik die menschliche Intuition abgelöst hat. Eine Umkehr dieses Prinzips wäre in vielen Lebensbereichen dringend notwendig.