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Zurück an den Herd!

Wie es der Zufall will, fällt der heutige 100. Weltfrauentag ausgerechnet auf den Faschingsdienstag. Möglicherweise ist es ja auf diese zeitliche Koinzidenz zurückzuführen, dass sich dieser Tage in unserem Land seltsame Dinge in der Frauen- und Familienpolitik zutragen. Zum Beispiel die Abschaffung des Gratis-Kindergartens in einigen Bundesländern. Weil: Wie vernagelt ist eine Politik, die Kinder als Kostenfaktor bewertet und nicht als Zukunftspotenzial? Wie verlogen ist ein System, das beim Thema Studiengebühren, die vollkommen zu Recht eingeführt werden sollen, eine Welle der Empörung hervorruft, aber bei der Wiedereinführung von Kindergartenbeiträgen einhellig schweigt? Und wie fehl am Platz ist eine Frauenministerin, die diese „Einsparungsmaßnahme“ der Bundesländer zwar „nicht freut“, aber aufgrund der „budgetären Notsituation“ für notwendig erachtet?

Ist es nicht bezeichnend, wenn die Speerspitze der SPÖ Frauen in der Pressestunde mit stolz geschwellter Brust kundtut, dass durch das Verschieben von notwendigen Reformen, wie der Änderung des Besoldungsrechts auf Beamtenebene, 250 Mio. Euro gespart werden können? Und zwischendurch wurde der Fernsehauftritt für Bullshit-Bingo genutzt: Bewusstseinsbildung! Koalitionsklima! Reformprojekte! BINGO! Die Dame hat einen Einbauherd gewonnen. Hinter den dürfen sich gleich jene Frauen stellen, die diese lahme und mutlose Politik ausbaden müssen, weil sie sich den Betreuungsplatz für ihre Kinder nicht mehr leisten können.

Ist ein wenig vernetztes Denken denn zuviel verlangt? Frauen brauchen Rahmenbedingungen, die Karriere, Kinderkriegen und Familienleben ermöglichen. Danach sollte das Handeln ausgerichtet sein. Wenn Frau Heinisch-Hosek Phrasen drischt, wie es sei Zeit „männerbündischen Stahlbeton anzubohren“, frage ich mich, ob in der Spitzenpolitik Realitätsverlust Programm ist. Wo sind all die engagierten SPÖ Frauen, die heute wieder überall ihre Prozessionen durchführen werden, um auf das Joch der Unterdrückung durch das männliche Patriarchat hinzuweisen, die aber in der Realpolitik schweigen? Sind nicht sie die ersten, die durch die Abschaffung des freien Zugangs zur Kinderbetreuung ihre gesellschaftliche Position verschlechtern? Da geht es nicht um Beamte, da geht es um ein Grundverständnis, wir sehen die Fehler im System, wir ändern sie aber nicht, weil das Geld kostet! Was ist das für eine Geisteshaltung? Es ist genau jene, die den Nährboden für eine rückwärtsgewandte Politik bildet! Ja, Modernisierung, Veränderung, Zukunftsgestaltung kostet Geld, das ist keine neue Erkenntnis, oder? Die Kinder würden eine große Investition rechtfertigen! Das wäre ein Investitionsprogramm in die Forschung und Entwicklung eines Landes! Kindergärten sind keine Aufbewahrungsstätten, Kindergärten sind Orte, wo kleine Menschen erstmals Erfahrung mit dem Leben außerhalb des Familienverbands machen. Orte gesellschaftlicher Sozialisierung, des Umgangs miteinander. Diese Einstiegsrampen ins Leben sind mitentscheidend für künftige Erwerbsbiographien. Wer das nicht versteht, der hat viele gesellschaftliche Zusammenhänge nicht begriffen und schon gar nicht den Gestaltungsauftrag von Politik. Daran wird auch die Veranstaltungsflut mit Frauenbezug samt medialer Widerkäuung des Themas nichts ändern, die heute wie jedes Jahr am 8. März über uns hereinbricht. Sie mögen mich steinigen, aber, wenn die realpolitische Antwort so aussieht, hat diese Suarda für mich einen langen (Damen)bart. Lei Lei!