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Vorsatzlos ins Neue Jahr!

Vermutlich bin ich in guter Gesellschaft mit Millionen von Menschen rund um den Erdball gewesen, die die letzten Stunden des zu Ende gehenden Jahres dafür verwendet haben, darüber nachzudenken, welche Vorsätze das Neue Jahr einbegleiten sollen. Jetzt ist das mit den Vorsätzen natürlich so eine Sache. Die allseits beliebten Klassiker wie mit dem Rauchen aufhören, abnehmen oder mehr Sport betreiben, sind meist schon in der Erinnerung verblasst, wenn der Kater vom übermäßigen Alkoholkonsum zu Silvester am Neujahrstag irgendwann überwunden ist. Aber braucht es eigentlich Vorsätze für den Start ins Neue Jahr? Sollten gewisse Standards in der Ausgestaltung des tagtäglichen Lebens nicht ohnedies zur Selbstverständlichkeit gehören? In den Weiten des Internets bin ich auf einige interessante Dokumente gestoßen, die als Impulsgeber dienen könnten.

Die Ikone der US-amerikanischen Folkmusik, „Woody“ Guthrie (1912-1967) verfasste 1941 eine Liste mit insgesamt 33 Vorsätzen für das Neue Jahr. Als Vorsatz Nummer 15 etwa notierte er „Leute verstehen lernen“. Ein Anspruch an sich selbst, an dem wir heute noch immer vielfach tagtäglich scheitern. Auch seine Absicht Nummer 20 scheint nicht so leicht realisierbar zu sein, wenn da zu lesen ist „Gut träumen“. Wenn ich mein geliebtes Tagträumen als Teil meiner kreativen Prozesse dazuzählen darf, dann scheint mir dieses Vorhaben ein wenig realistischer zu sein. Und sein letzter protokollierter Punkt Nummer 33 hat damals wie heute nichts an Gültigkeit verloren, wenn zu lesen steht „Aufwachen und kämpfen“. Auch Marilyn Monroe (1926-1962), zu Mensch gewordenes Sexsymbol des 20. Jahrhunderts, hat zu Jahresende 1955 einige Notizen unter dem Titel „Mehr anstrengen und tun“ verfasst. So notierte sie etwa „Immer pünktlich sein“ oder „Augen offen halten – aber noch viel mehr – beobachten“ und als persönliche Messlatte „Mich wirklich ins Zeug legen, gegenwärtige Probleme und Phobien anzugehen“. Die umschließende Klammer um alle Forderungen an ihre eigene Person könnte unter dem Begriff der Disziplin subsumiert werden. Wenngleich ihr letzter Ratschlag, der im Anhang zu den 12 niedergeschriebenen Punkten festgehalten ist, mit „Sich amüsieren wann immer möglich – mir wird es schlecht genug gehen“, die gesicherte Erkenntnis auf den Punkt bringt, dass man auch die freudvollen Seiten des Lebens genießen muss und soll!

Die mit Musikfilmen und Komödien wie „Wie angelt man sich einen Millionär?“(1953) oder „Das verflixte 7. Jahr“ (1955) zum größten Star Hollywoods ihrer Zeit avancierte Blondine hatte sich in Sachen Disziplin durchaus Pflichten auferlegt, die beispielsweise zum Selbstverständnis der Cosa Nostra gehören. Als 2007 das vierundzwanzig Jahre auf der Flucht gewesene Oberhaupt der sizilianischen Mafia, Salvatore Lo Piccola (1942), festgenommen wurde, fand man in seinem Versteck ein Dokument, das als „Die zehn Gebote der Mafia“ Berühmtheit erlangen sollte. So steht im Katalog der Rechte und Pflichten zu lesen „Verabredungen müssen auf jeden Fall eingehalten werden“ oder „Egal nach welcher Information du gefragt wirst, du musst die Wahrheit sagen“. Mich persönlich ärgern Menschen immer wieder, wenn sie kurzfristig – wie ich meine, meist aus mangelndem Respekt – Termine absagen. Und auch die Liste jener, die meist nur Geschichten mit geringem Wahrheitsgehalt erzählen, könnte Bände füllen. Vielleicht sollte ich statt sinnloser Verträge den Ehrenkodex der Mafia für meine Geschäftszwecke optimieren. Das wären insgesamt nur 13 Punkte, die jeder sehr rasch verstehen kann. Wer daran scheitert, hätte folglich weder in meinem geschäftlichen und schon gar nichts in meinem privaten Umfeld verloren. Übrigens hat der britische Schauspieler, Schriftsteller und Komponist, Noël Coward (1899-1973), Verträge mit dem Titel „Regeln der Freundschaft“ aufgesetzt und unterfertigen lassen, damit er vor Enttäuschungen im zwischenmenschlichen Bereich verschont werde. Auch diese halte ich für nachahmenswert, da es doch die negativen Erlebnisse auf der persönlichen Ebene sind, die uns alle lähmen. Als Regel 1 hielt Coward fest „Wir dürfen uns nicht ärgern und wenn doch, müssen wir sofort damit aufhören, sobald der andere darum bittet.” Dazu könnte noch ein Ratschlag vom dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Thomas Jefferson (1743-1826) aus dem Jahr 1825 passen, der einmal sagte: „Wenn du wütend bist, zähle bis zehn, bevor du etwas sagst; wenn du sehr wütend bist, zähle bis hundert.“ Noch einen weiteren „Grundsatz zur Beachtung im täglichen Leben“ schrieb der hauptsächliche Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung nieder „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nie auf morgen.“ Womit wir wieder beim Anfang meiner Gedanken wären. Es braucht keiner wirklich großen Vorsätze, sondern vielmehr ein paar vernünftiger Lebensregeln, die bei Einhaltung unser aller Dasein ein wenig einfacher gestalten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen guten Start ins Neue Jahr!