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Lachende Erkenntnisse

In der frühen Neuzeit war der Handel mit Witze-Sammlungen ein einträgliches Geschäft. Das Verkaufsargument war in der Botschaft eindeutig und nicht zu widerlegen: Lachen ist gut für die Gesundheit! Neuesten Erkenntnissen zu Folge könnte man in unseren Tagen die Begrifflichkeit des Geistes hinzufügen, der durch Humor einen besonderen Glückszustand erfahren soll. Eine gewisse Problemzone in Relation zu dieser Erkenntnis ergibt sich freilich durch den Umstand, dass eine erzielte “Lachleistung” im Konflikt mit der politischen Korrektheit stehen könnte, insbesondere dann, wenn schallendes Gelächter durch Diskriminierung, Sexismus, Schwulen- oder Fremdenfeindlichkeit erzielt wird. Dass meistens Witze mit dieser ideologischen Gesinnung das beste Grundsubstrat haben, damit sich das menschliche Herz beim Lachen erst zusammenzieht, um sich danach wiederum zu entspannen, hatte der französische Arzt Laurent Joubert (1529 – 1583) schon 1579 als Erkenntnis niedergeschrieben.

Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch keine selbsternannte Bürgerwehr der politischen Korrektheit, die heutzutage mit ihren Moralkeulen und einer meist nicht zu übersehenden Doppelmoral hinter jeder Ecke wartet und sich darauf freut, jemanden bei etwas Verbotenem zu ertappen, zu enttarnen, selbige Person bloßzustellen und sie dann als finalen Höhepunkt im Shitstrom der sozialen Medien zu ertränken. Vielleicht sollte ja tatsächlich da und dort über etwas feinsinnigeren Humor nachgedacht werden, um nicht allgegenwärtig mit den zumeist nur am Papier existierenden Standards für respektvollen Umgang zwischen Frauen und Männern, zwischen In- und Ausländern, zwischen Rand-, Selbsthilfe- und sonstigen Gruppen in Konflikt zu kommen. Entsprechende Handlungsanleitungen hat der Wissenschafter David J. Bennett in der Studie mit dem Titel „Der Humor von Jesus Christus: eine etwas andere Analyse“ herausgefunden. “Der Umfrage nach ist der Humor von Jesus eher sozial „warmer“ Humor, der soziale Interaktion und Wohlwollen fördert“, so der Verfasser der Studie, um dann zu präzisieren “Er meidet makabren, sexuellen und skatologischen Humor”. Gleichnisse, wie „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“ illustrieren die leise und treffsicherer Ironie, des über uns allen im Jenseits trohnenden „Boss der Bosse“.

Pragmatisch könnte man sagen, es ist eigentlich egal, wie man sich der Frage des Lachens nähert. Wichtig ist, dass überhaupt noch gelacht wird. Es ist eben mal so: “Deutsche witzeln über Türken und Polen, Rheinländer spotten über Bayern, Porschebesitzer veralbern Mantafahrer”, wie die chinesische Witzforscherin Cui Peiling herausgefunden hat, um dann noch die Situation in ihrem Herkunftsland zu erläutern: “Im Reich der Mitte müssen Schwiegersöhne als Witzfiguren herhalten, wie bei uns Ostfriesen, Blondinen und Schwiegermütter. Auch Ausländer werden von Chinesen besonders gern belacht: Wenn sie nämlich versuchen, Chinesisch zu sprechen.” Ich würde meinen, dass es besser ist, böse Witze zu erzählen und zu lachen, als zu erzählen, dass man nichts zu lachen hat. Kinder lachen übriges um die 400 Mal am Tag, Erwachsene lachen nur mehr 15 Mal innerhalb von 24 Stunden. “Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt”, wusste schon der Schriftsteller Joachim Ringelnatz (1883 – 1934). Ein Bewusstsein, das sich zumindest bei mir immer mehr verstärkt!