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Flachkopftheorien

Seit Tagen beschäftigt mich die Frage, ob ich eine nicht wiederlegbare Realität weiterhin akzeptieren darf, oder ob ich als engagierter Gutmensch in Stein gemeißelte Erkenntnisse der Wissenschaft, die als praktischer Beweis milliardenfach in der Realität existieren, in Hinkunft leugnen soll oder muss, weil sich jemand in seinen Gefühlen verletzt fühlen könnte – und ich damit offene Diskriminierung betreibe! Es gibt einen über Jahrtausende erprobten und immer wieder absolvierten Vorgang in der immer selben Abfolge, rein technisch betrachtet, der daher nicht abänderbar ist, wenn man die Grundausrichtung der Übung im Auge hat. Und plötzlich sagt jemand, du darfst diese Tatsache nicht beschreiben, da dies ER/SIE oder ES oder die anderen ca. 60 menschlichen Geschlechtsoptionen auf unserem Planeten dies als Herabwürdigung erfahren könnten. Schuld an meiner Irritation hat die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, die auf die Feststellung des streitbaren Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes Peter Schröcksnadel Aber nur in Hetero-Familien entsteht Nachwuchs. entgegnete: Damit treffen Sie eine Wertung – und gerade als Präsident des Skiverbandes sollten Sie gegen Diskriminierung auftreten”.

Das Leugnen der Wirklichkeit ist ja eher eine Neigung, die am anderen Ende des politischen Spektrums angesiedelt ist und mit strengen Gesetzen zu Recht geahndet wird. Dass aber der permanente Verbotswahn bei der einstigen Zukunftspartei zu einem offensichtlichen Realitätsverlust führt, ist zumindest für mich neu. Egal. Historisch gesehen gab es ja schon immer Versuche Existenzen zu leugnen, beispielsweise, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe sei. Diese Debatte bestimmte den wissenschaftliche Diskurs im Mittelalter, da gab es nicht wenige “Flachköpfe”, die die Vertreter der “Die Erde ist eine Kugel-Theorie” als Ketzer bezeichneten. Aber irgendwann gaben sich auch die letzten Exponenten jener Sichtweise geschlagen, die in Angst und Bange lebten, weil sie befürchteten, dass sich am Ende des Horizonts ein tiefer Abgrund auftut, der Menschen im Rachen der Unendlichkeit des Universums verschwinden lassen könnte. Gut, gravierende Fehleinschätzungen von Gegebenheiten sind im Großen wie im Kleinen kein Einzelfall. Aber der beachtliche zivilisatorische Fortschritt begründet sich eben mitunter darauf, dass Menschen grundsätzlich lernfähig sind, Denkfehler anerkennen und sich ob der neuen Erkenntnisse nicht nur persönlich, sondern ebenso die Gesellschaft weiter entwickeln.

Womit ich wieder bei der mich irritierenden Aussage der Chefin der Grünen angelangt bin. Jetzt gebe ich ja zu, dass ich in Sachen Biologie über eher rudimentäres Wissen verfüge. Aber warum soll ich, wenn es nach der Vorsitzenden jener Partei geht, die sich eher über den erhobenen Zeigefinger und weniger über Inhalte definiert, nicht benennen können, was schlicht und einfach die Realität ist? Es gibt halt einmal nur, wie in jedem Lexikon auf verständliche Weise nachlesbar, eine “Eingeschlechtliche Fortpflanzung” und eine “Zweigeschlechtliche Fortpflanzung”, die auch die quasi serielle Grundlage für die Fortpflanzung von Menschenleben bildet, und dann gibt es noch die “Ungeschlechtliche Fortpflanzung”. Ich warte schon gespannt darauf, ob die Grünen jetzt einen Antrag im Parlament einbringen, um Lehrmaterialen umzuschreiben und Lexika aus den Regalen verbannen zu lassen, wenn darin behauptet wird, dass heterosexuelle Beziehungen eher für die Fortpflanzung geeignet sind als andere. Es gibt eine Reihe wirksamer Formen, um den Verlust von Realitätssinn wirkungsvoll behandeln zu können, könnte unterstützend noch angemerkt werden. Aber vermutlich ist der einzig störende Faktor im gesamten Geschlechterwahn, dass in der Frage des Ursprungs von Leben, noch immer der Mann – im Zusammenwirken mit der Frau –  mit all seiner Lendenkraft im wahrsten Sinn der Wortes gefordert ist. Auch wenn einige damit nicht klarkommen, aber die Evolution hat Geschlechtsmerkmale geregelt, die sich in ihrer Rollenzuteilung nicht so einfach beschneiden lassen. Und das macht eben den kleinen Unterschied aus 🙂