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Auf zum Watschentanz!

Dass der Kärntner Landeshauptmann-Stellvertreter Uwe Scheuch eher zur Bevölkerungsgruppe der Intelligenzallergiker gehört, ist quasi „part of the reality“. Doch heute muss ich öfter als gewollt an diesen “Ausnahmepolitiker” denken. Zwar kann ich seiner Idee von Anwendung körperlicher Gewalt nichts abgewinnen, aber an der Idee, Gespräche einfach zu beenden, wo sie keinen Sinn mehr ergeben, ist durchaus etwas dran. Denn ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass in unserer Zeit aus falscher Rücksichtnahme viel zu viel diskutiert und viel zu viel zerredet wird. Wir führen Debatten über Befindlichkeiten, die oft nur Energie kosten und zu keinem Ergebnis führen.

Heute Morgen hatte ich einen Termin bei einer Behörde, war dort vorgeladen, wurde behandelt wie ein Vollkoffer, von einem Staatsbediensteten, der mich für 8 Uhr vorlädt, um mich um 8 Uhr wieder aus seinem Zimmer zu schicken, weil er noch nicht soweit ist. Vermutlich hatte ich seine Morgenruhe gestört, um 8.23 Uhr durfte ich dann eintreten, um mich belehren zu lassen, ohne dass mein Problem gelöst wurde. Wenig später laufe ich zum Postamt, um einen Brief abzuholen, die Frau am Schalter findet ihn nicht, sie beginnt ein Telefonat mit einem Kollegen, sie machen Witze und unterhalten sich über alles mögliche, dann fragt sie ihren Gesprächspartner, ob er wegen meines Briefes nachsehen kann, sie beendet das Gespräch, kommt zu mir zurück, um mir zu sagen, dass ich ins falsche Postamt geschickt wurde, ich soll mich an eine andere Dienststelle wenden, aber ich darf eine Beschwerde einreichen, wenn ich möchte. Ich denke mir, ich brauche keine Beschwerde, die ohnedies nichts bringt. Nach der Post eile ich zur U-Bahn, ich fahre drei Stationen, ich möchte aussteigen, eine Schulklasse drängt sich mir lautstark entgegen, dass ich den Zug fast nicht verlassen kann, aber niemand findet etwas dabei. Spätestens jetzt denke ich kurz an Uwe Scheuch und seinen Tetsch’n Sager! Pünktlich schaffe ich es zu einem Termin. Zur dritten Besprechung eines Angebotes, eine Diskussion die zu nichts führt, außer dazu, dass ich mir innerlich schon denke, holt euch einen anderen Trottel, der euch den Auftrag abwickelt. Mir gegenüber sitzen Gesprächspartner, die keine Ahnung haben, was es bedeutet, Zeit in Form von Know-how verkaufen zu müssen, damit man seine Lebenskosten bestreiten kann. Aber sie erklären mir die Welt aus ihrer rein auf die Theorie bezogenen Perspektive. Ich denke mir, die zwei Typen müssten mal ins richtige Leben gestoßen werden, ein kleiner Anschubser könnte für eine entsprechende Grundsensibilität sorgen.

Ich bin super gut gelaunt heute, ich bin entspannt und gespannt, was dieser Tag für mich noch an Überraschungen bereit hält. Nach dem Motto “Bellende Hunde beißen nicht” können sie meine angedachten Methoden der Brachialpädagogik ins Reich der Fantasie abtun – aber manchmal ist es befreiend sich vorzustellen, dem anderen im Geiste einfach eine ordentliche Backpfeife, eine Watsche, eine Maulschelle oder was auch immer zu geben. Mich irritiert, wer sich jetzt aller aus der Fraktion der Empörungsindustrie in die Diskussion einbringt, um die Aussagen eines Provinzpolitikers mit brauner Landestracht zu qualifizieren. Aber es ist allemal leichter, solche Debatten zu führen, weil sie eben zu rein gar nichts führen. Dies wiederum entspricht ja in weiten Bereichen der österreichischen Kultur. Was könnte dem wohl Abhilfe verschaffen, denke ich mir gerade. Gewalt lehne ich strikt ab, aber wie wäre es zumindest mit einem verpflichtenden Watschentanz für Meinungsbildner oder Personen in öffentlichen Ämtern und Einrichtungen? Dieser aus Bayern stammende “Kunsttanz” könnte vielleicht dazu beitragen, unterentwickelte Sinne neu zu schärfen für eine tragfähige soziale Kompetenz in unserer Gesellschaft.