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Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Wenn es triste Dinge im Leben gibt, dann sind es späte Abende in einer Hotellobby. Egal ob Luxusherberge oder Absteige, in jeder Ecke sitzen irgendwelche Menschen alleine, keiner redet mit dem anderen, jeder nur mit seinem Blechtrottel in Form eines Notebooks, iPdas oder sonstigen Segnung der modernen Technik. In der unmittelbaren Umgebung meines Hamburger Hotels, unweit vom Flughafen, sitzen 12 Männer und 5 Frauen, sämtliche Blicke sind auf Bildschirme gerichtet, nur eine Frau blättert gelangweilt in einem Magazin. Von den verbleibenden 16 Menschen posten statistisch gesehen gerade 11 Leute etwas auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken. Von diesen Usern sollten sich wiederum mindestens 2 bis 3 Personen kennen, habe ich unlängst mal gelesen. So weit so gut, früher einmal waren Menschen auch vernetzt, nur im Gegensatz zu heute haben sie von Angesicht zu Angesicht miteinander kommuniziert. Wer von Ihnen, mich eingeschlossen, kann sich diese Form der menschlichen Nähe in Situationen wie eingangs beschrieben noch vorstellen? Spontane Kommunikation, die auch sichtbar ist, Dialoge, die einen auch emotional teilhaben lassen, Gespräche, die menschliche Regungen spüren lassen.

Soviel zur atmosphärischen Heranführung an meinen Blog zum Thema HC Strache. Nahezu alle relevanten deutschen Zeitungen berichten davon, dass dieser “rechtsgedrehte Einfachdenker” (© bei mir), wieder einmal sein Innerstes nach außen gekehrt und sich so gezeigt hat, wie er wahrscheinlich ist, trotz aller Versuche, sein von brauner Gülle getränktes Wesen zu kaschieren. Ich habe mir ja vorgenommen, keine politischen Texte mehr zu schreiben, weil ohnedies sinnlos. Wer interessiert sich schon für eine Haltung, für Rückgrat, für menschenwürdigen Respekt? Und dieser “mit 2 Fingern 4 Bier Besteller” (© auch bei mir) provoziert mich so, dass ich doch ein paar Anmerkungen los werden muss. Um es auf den Punkt zu bringen: es ist einfach beschämend, wenn man im Ausland sitzt und seine Heimat so dargestellt wird, als würden dort lauter rückwärtsgewandte ideologische Geisterfahrer leben, die keinerlei Gefühl dafür haben, was Sensibilität mit der Geschichte und im Umgang mit anderen Nationen und Völkern bedeutet. Und all das, weil sich diese blaubraune Unperson wieder einmal verrülpst hat.

Es gilt als erwiesen, dass der Mensch aus dem Kopf nur jenes Wissen abrufen kann, das er irgendwann in den Hohlraum unter seiner Schädeldecke transportiert und dort gespeichert hat. Auf den “Führer” der aktuell drittstärksten Partei im österreichischen Parlament umgelegt bedeutet das, dass er trotz aller Beschwichtigungen sein wahres Gesicht im schnelllebigen Umfeld der modernen Medien zeigt. Schnell mal was gepostet, kein Aufpasser und Stellvertreterdenker dabei und schon ist es passiert, wieder mal eine antisemitsiche Äußerung zu viel. Dann landen halt mal schnell Rassen verachtende Bilder im Internet, oder es werden fraglich launige Sprüche losgelassen. Das ist der eine Skandal, der andere Skandal ist, dass kein ernstzunehmender Vertreter der aus SPÖ und ÖVP bestehenden Regierungskoalition klare Worte zu HC Straches Ungeheuerlichkeiten äußert. Aber das ist der gelernte österreichische Weg, schließlich weiß man ja nicht, ob man diesen, seinem großen Vorbild nacheifernden Haider-Klon nach der nächsten Wahl als Mehrheitsbeschaffer braucht oder nicht. Deswegen haltet das offizielle Österreich lieber gleich mal die Pappn (sprich den Mund)! Und weil diese ideologische Beliebigkeit, diese unsagbare nicht die Grenzen der Zumutbarkeit erkennende Haltung die Norm ist, wurde aus dem politischen Österreich ein mit Fäkalien aus Korruption und Gier übergehendes Land. Systeme reproduzieren sich bekanntlich immer selber, es wäre ein wunderbarer Traum, wenn nach der nächsten Wahl und vor allem im praktischen Handeln der Politik diese Praxis widerlegt werden würde.