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Zur Lage der Nation oder so…

Meine Mutter bedauerte bei unserem jüngsten Zusammentreffen, dass ich im Gegensatz zu früheren Zeiten kaum mehr Blogs zu politischen Themen schreibe. Ich entgegnete, dass es eine Überbewertung vieler unserer Volksvertreter wäre, sie und ihr Handeln auch noch in eigenen Texten zu erörtern. Dem heutigen Wetter entsprechend habe ich wieder mal genauer die politischen Seiten diverser Tageszeitungen studiert und fühle mich nur bestätigt, mich anderen Themen als der Politik zuzuwenden.

Ich kann es nicht mehr lesen, dass jetzt endlich nach der x-ten Steuerreform mit Nullwirkung jene Reform kommen soll, die wirklich diesen Namen verdient. Ich will nichts mehr von den Griechen lesen, den neuen Freunden unseres sehr verehrten Herrn Bundeskanzlers – unseres zweiten Mannes im Staate, dessen einzige Konstante im politischen Wirken das Einknicken vor den Boulevardmedien ist. Meldungen über die in Sachen Krisenmanagement vollkommen überforderte Europäische Union gehören ebenfalls in die Kategorie „sehr bis voll entbehrlich“. Und ich kann diesem eindimensionalen Putin-Bashing langsam ebenfalls nichts mehr abgewinnen. Mir ist es wirklich um jede Sekunde leid, die ich dafür aufwenden könnte, um wieder mal zu erfahren, dass sich die von der Politik und ihrem Klüngel beauftragten Gutachter und Experten wie schon sooft bei ihren Bewertungen der kaputten HYPO Alpe-Adria Bank verschätzt haben, eh wieder nur um ein paar Milliarden, kann ich heute nachlesen. Ich will all diesen Shit, diese verlogenen Beteuerungen, diese Reformunwilligkeit zur Wahrung von Besitzständen einfach nicht mehr lesen und hören müssen.

In meinem Studium hatte ich freiwillig den Schwerpunkt Krisenmanagement gewählt. Eine einfache Merkformel, die mir aus einer Vorlesung in besonderer Erinnerung geblieben ist, lautete: “Wie sollen jene, die die Krise verursacht haben, eine Krise lösen können?” „Also schleichts euch“, könnte eine konkrete Empfehlung an einige Politiker lauten. Unsere „brillante“ Bildungsministerin selbstverständlich ausgenommen, die ja tagtäglich oder fast schon stündlich die Beweisführung erbringt, dass die Politik und ihr Umfeld auf weiten Strecken das letzte verbliebene Biotop der nicht-marktfähigen Arbeit in Reinkultur sind. Es lebt aber die Hoffnung, dass es wieder besser und nicht immer nur schlechter werden kann, beim vorhandenen Humankapital, das seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend versucht, unser Land irgendwie zu führen. Und jetzt, wo schon die grüne Verbotspartei für alles und nichts sogar zum Steigbügelhalter für die strammen Blauen geworden ist, bin ich mir nicht mehr sicher, wo all das enden wird. Diese jüngste politische Handlung der Grünen nimmt vielen verbleibenden Wählern die Orientierung, zurück bleibt eher Verwirrung als Perspektive!

Kritiker könnten mir vorwerfen, dass das alles ein wenig sehr pauschalierend klingt. Ja, das weiß ich auch, aber kann mir jemand ein Thema, ein Konzept verraten, wo sich unsere Gesellschaft hinentwickeln soll, wenn es nach Bundeskanzler & Co geht? Besteht der Mantel der Demokratie, der uns umgibt, nur mehr aus Skandalen, gebrochenen Versprechungen und Unterwerfung vor dem Kapital? Ob es eine Frage des Alters ist, sich immer häufiger all dem zu entsagen, kann ich nicht beurteilen, aber es wird einem als Staatsbürger nicht immer leicht gemacht, sich noch in irgendeiner Form mit all dem auseinanderzusetzen. Zurück bleiben Menschen, die sich entweder den falschen Parteien oder Nichtwählern zuwenden. Die vier im heurigen Jahr bevorstehenden Landtagswahlen in Österreich werden für diese These einen eindrucksvollen Beweis erbringen. Da bin ich mir leider sicher!

PS an Mama: Reden wir besser über Kunst und Literatur oder über kulinarische Genüsse, das ist erbaulicher.

PPS: Wieder mal merke ich, welch situationselastischer Schreiber ich bin. Eigentlich wollte ich mich in diesem Blog F. Scott Fitzgerald zuwenden, rausgekommen ist ganz was anderes – gleichsam wie in der Politik 🙂