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Wutblog!

Meine Magengrube zieht sich zusammen, wenn ich daran denke, wie die offizielle Politik in Europa mit der Misshandlung von Julija Wladimirowna Timoschenko umgeht. Seit Tagen ist der gewalttätige Übergriff durch drei Gefängniswärter auf sie bekannt und ausnahmslos niemand von der offiziellen Spitzenpolitik der Staats- und Regierungschefs in der EU findet klare Worte gegen dieses Unrecht! Was sagt das über den Charakter eines Herrn Faymann, einer Frau Merkel und sonstiger Staatsmänner und -frauen aus, wenn niemand aus der ersten Reihe der Politik Aufklärung verlangt und klare Forderungen erhebt. Wenn eine Frau vor der Weltöffentlichkeit misshandelt wird, das ist dann das Thema von irgendwelchen Hinterbänklern im Parlament? Gratuliere! Wie armselig ist das alles! Da haben wir in Österreich neben einem Bundeskanzler und einem Vizekanzler auch noch eine weibliche Justizministerin, nicht mal die Frauensolidarität funktioniert? Oder was ist mit der Schweizer Regierungschefin Portia Simpson Miller? Wie wäre es mit einer eindeutigen Botschaft, von Frau für Frau sozusagen! Das glaubt man alles nicht, diese feige Schweigsamkeit, das ist eine Schande! Und die selben Leute wollen dann über Verhaltensregeln in der Gesellschaft diskutieren? Der ÖVP-Bundesparteiobmann und Außenminister, Michael Spindelegger, startet dem Vernehmen nach demnächst eine Kampagne zum Thema Werte, aber der Umgang mit den Grund- und Menschenrechten der Bevölkerung endet in der Wiener Lichtenfelsgasse, dem Hauptquartier der einstigen Staatspartei.

Jetzt kann man einwenden, dass immer irgendwo auf der Welt Unrecht passiert. Aber die traurige “Causa Timoschenko” könnte eine Plattform sein, um im großen Stil gegen Menschenrechtsverletzungen aufzutreten und auch dafür, um ein eindeutiges Signal zu senden, was in einer angeblich demokratischen EU geduldet wird und was nicht. Am 8. Juni beginnt die Fußballeuropameisterschaft in der Ukraine. 16 Mannschaften werden dann 4 Wochen lang um den begehrten Pokal der UEFA spielen. Es ist unverständlich, dass sich die nationalen Fußballverbände der an der Europameisterschaft teilnehmenden Staaten nicht in deutlichen Worten von den Vorkommnissen in dem seit der Auflösung der Sowjetunion (1991) unabhängigen Staat distanzieren. Was ist das für eine Argumentation und für eine Geisteshaltung, zu behaupten, Fußball sei nicht Teil der Politik! Wer bezahlt die Nationalmannschaften? Finanzieren sich die Verbände über Lottogewinne oder muss der Steuerzahler das Geld hergeben? Und wenn dem so ist, dann sollten auch ein paar Fußballer zumindest minimale Menschenrechtsstandards in westlichen Demokratien akzeptieren. Oder ist es wirklich erstrebenswert, Teil des im übernächsten Monat beginnenden “Brot und Spiele” Events zu werden? Zuzusehen und mitzumachen, um als Teil eines inszenierten Großereignisses von wirtschaftlichen und politischen Problemen abzulenken?

Für mich ist das Verhalten der politischen Elite entlarvend! Wie wollen Verantwortungsträger Anstand und Moral von jemandem einfordern, wenn sie nahezu tagtäglich vorleben, dass all diese Werte in ihrem Handeln nach dem Kettenhundeprinzip funktionieren. Losgelassen wird dieser nur dann, wenn es einen von ihnen selbst betrifft. Ansonsten wird bei jeder Gelegenheit in die Deckung gegangen, um ja nicht Position beziehen zu müssen. Und genau dieses Verhalten macht die zunehmende Entkoppelung zwischen Politik und Bevölkerung aus. Austauschbare Gestalten ohne jegliches Profil dominieren, Persönlichkeiten mit eigenem Standpunkt und eigener Meinung ziehen sich immer mehr zurück. Am Ende bleiben die Menschen zurück, die orientierungslos auf den Bahnhöfen der Demokratie warten und ob dieser Situation immer häufiger in die falschen Züge der Politik einsteigen! Um es noch deutlicher zu sagen, eine Marine Le Pen oder ein HC Strache sind nur deswegen so stark, weil ihre “Gegner” moralisch so schwach sind!