Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi (1828 – 1910) notierte in seinem Tagebuch ein Jahr vor seinem Tode „Man kann alles aussprechen, sich Luft machen, ohne jemanden zu verdammen“. Dieses Zitat veranlasst mich darüber zu reflektieren, warum es gegenwärtig im Gebrauch der Sprache kaum mehr Nuancierungen und Farbschattierungen gibt – das simplifizierende Schwarz/Weiß übertüncht die differenzierende …
Freundschaftsbudget
Es gibt Menschentypen, die ich sehr schwer bis gar nicht ertragen kann! Beispielsweise jene, die ihre Meinung immer der Windrichtung anpassen oder jene Zeitgenossen, die immer im nachhinein mit größter Überzeugung wissen, was im vorhinein richtig gewesen wäre. Und auf meiner Beliebtheitsskala ganz unten stehen auch jene, die nur dann Umgangsformen an den Tag legen, …
Kopfzensur
Dass mir die politisch korrekte Formulierung eine Herzensangelegenheit ist, stelle ich mit meinen Texten immer wieder unter Beweis. Einer meiner letzten Beiträge “Gegenderte Gegenstücke” hat zu zahlreichen Rückmeldungen geführt. Eine liebe Bekannte schrieb mir: “Lieber GS, ich finde gegendertes Deutsch auch nicht sonderlich elegant. Trotzdem: Sprache schafft Realität. Das mag uns anfangs ungewohnt und holprig …
Horizonterweiterung
Die 14. Architektur-Biennale hat mich dieser Tage nach Venedig geführt. Schon Friedrich Torberg (1908-1979) wusste in “Die Tante Jolesch”, einem Buch von gesammelten Anekdoten aus dem jüdischen Leben in der Zwischenkriegszeit: „Alle Städte sind gleich, nur Venedig ist ein bissl anders.“ Womit er zweifelsohne Recht hat. Sogar ein Blinder könnte sprichwörtlich den zentralen Unterschied zu …
NYC am Bosporus
Ich kann gar nicht genau sagen, was ich erwartet habe, als ich vor einigen Tagen geschäftlich nach Istanbul aufbrach. Ich weiß nur, dass mein erster Besuch in der Stadt am Bosporus ein einziges Aha-Erlebnis war. Zwischen 13 und 18 Millionen leben in Istanbul, so genau weiß das keiner. Zwei Kontinente, eine Stadt. Die größte Metropole …
Kunst ist Scheiße
Und noch eine New York Reminiszenz. Es regnet in Strömen. Trotzdem stehen die Leute vor dem Guggenheim Museum in Zweierreihen an, um eine Eintrittskarte zu ergattern. Der Grund liegt für mich auf der Hand: Sie wollen Kultur genießen, in andere Epochen eintauchen, Kunst erleben. Dafür lohnt es sich allemal, einen Schnupfen in Kauf zu nehmen. Szenenwechsel: …