Spiel auf Sieg!
Letzte Woche war ich beim Tennis Turnier in Kitzbühel eingeladen. Ein interessantes Erlebnis, wie ich meine, da es für mich eine Premiere gewesen ist, einem Filzball live nachzusehen, wie er sich mit teilweise mehr als 200 km/h über den Sandplatz bewegt. Tempo und Ton bestimmten die Atmosphäre im vollen Stadion. Männer, die ihr Leben diesem Sport untergeordnet haben, schlugen atemberaubende Bälle unter großem Gestöhne, als ob sich bei jedem Ballwechsel ein Ventil öffnen würde, das dem Spieler zusätzliche Kraft und Energie verleiht. Während in der großen Arena die Publikumsmagneten spielten, waren auf den Nebenplätzen sogenannte „Nobodys“ zu sehen, die nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit darum kämpften, die nächste Runde zu erreichen. Für manche von ihnen von existenzieller Bedeutung, um überhaupt eine Chance zu haben, die entstandenen Kosten für die An- und Abreise, die Unterbringung und die Verpflegung abdecken zu können. Es ist schon beachtlich, was da Menschen auf sich nehmen, um im Spitzensport im wahrsten Sinn des Wortes mitspielen zu können, oder in diesem Fall den entscheidenden Ball zu schlagen, der zum Sieg führt – und damit zu Ruhm und Anerkennung, sowohl gesellschaftlich als auch materiell.
Höchstleistungen, egal in welcher Sportart, verlangen immer besonderen Einsatz, mitunter auch Glück, aber ganz sicher eine Form von Ausdauer und Durchhaltevermögen, die vielen Menschen von uns schlicht und einfach fremd ist. Wenn ich als “Scheiterexperte” danach befragt werde, was eine wirkungsvolle Strategie sein könnte, um nach Niederlagen wieder den Weg nach oben zu finden, dann gebe ich seit Jahren als Antwort “Stehen Sie einfach einmal öfter auf, als Sie hingefallen sind”. Das mag banal klingen, aber was machen all diese Sportler? Was müssen all die Frauen und Männer von Anbeginn ihrer Karriere erlernen? Sie müssen schneller als andere Menschen Niederlagen verarbeiten, damit sie beim nächsten Turnier, Spiel oder Rennen wieder mit einem freien Kopf an den Start gehen können. Eine alte Regel besagt, dass der, der geschlagen aussieht, geschlagen wird. Eine Formel, die insbesondere im Spitzensport besondere Gültigkeit hat. Das setzt neben körperlicher Fitness eine Stärke im Kopf voraus, die sich in einem unbeugsamen Willen zum Sieg manifestiert.
Was können wir im normalen Leben daraus lernen? Ich persönlich glaube, dass wir wieder ein ganz anderes Maß an Leidensfähigkeit entwickeln müssen. Wir sind trotz Wirtschaftskrise noch immer zu satt! Besuchen Sie einmal den asiatischen Kontinent und dort ein paar Universitäten und Forschungslabors, nach ein paar Tagen versteht ein Blinder, warum uns dieser Teil der Erde immer mehr unserer angestammten Positionen streitig macht. Sprechen Sie dort mit Lehrenden, Studierenden oder mit Leuten, die an Innovationen arbeiten. Die Menschen in diesen Ländern sind wie Spitzensportler, sie haben den Sieg vor Augen, ordnen einem Ziel alles unter, weil sie wissen, dass sie im Erfolgsfall zwar in keiner Weltrangliste des Hochleistungssports aufscheinen werden, aber ihr Leben grundlegend verändern können. Das motiviert sie, das treibt zu persönlicher Leistung an! Oder denken Sie an die Risikobereitschaft die ein Sportler haben muss, um sich in einem Wettbewerb mit vielen anderen Menschen zu vergleichen, wo es am Ende immer nur einen Sieger geben kann. Auch hier gibt es in der gesamten Gesellschaft einen Aufholbedarf! Mit der Mentalität “Ich will alles, aber ohne Risiko” kommt man im Normalfall nicht weiter. Und auch nicht damit, dass die Errungenschaften der Vergangenheit in vielen Breiten als Sitzkissen für die Zukunft verwendet werden. In diesem Sinne verstanden ist jeder Tag ein neues Spiel. Ob wir am Ende siegen, entscheiden wir meistens selbst!