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Niemals aufgeben!

Vor einigen Tagen habe ich das neue Buch des englischen Ökonomen Tim Harford: „Trial and Error: Warum nur Niederlagen zum Erfolg führen“ (Rowohlt Verlag) gelesen. Eine der zentralen Botschaften lautet: Erfolge werden wahrscheinlich dort am ehesten erzielt, wo Mitarbeiter, sei es im Team oder alleine, die Möglichkeit haben, Neues auszuprobieren – und dabei auch scheitern können ohne sich oder das gesamte Unternehmen zu gefährden, so der Deutschlandfunk in einer ersten Rezension. Zu dieser Erkenntnis sind Christine Steindorfer und ich in unseren Scheiter-Büchern (“Die Kraft des Scheiterns” und “Die Aufwärtsspirale” Leykam Verlag) erstmalig schon 2008 gekommen. Auch wenn sich durch die Krise die Stimmungslage gegenüber dem Scheitern ein wenig verändert hat, so ist es noch immer das Tabuthema in vielen Unternehmen. Das Management fordert im Normalfall bei jeder Gelegenheit Innovationen, aber möglichst ohne Fehler. Der Terminus „Fehlerkultur“ passt zwar gut in die allgemeine Rhetorik und in differenzierte Unternehmensleitbilder, aber die gelebte Praxis sieht anders aus. Scheitern bedeutet oftmals Rübe ab, und im Nachhinein gibt es ganz sicher zahlreiche Kollegen, die rückblickend besser wissen, was zuvor richtig gewesen wäre. Und zu diesem Klima gesellt sich dann noch der Umstand, dass mit dieser mangelnden Scheiterkultur eine fehlende Kultur des kritischen Diskurses einhergeht. Oftmals gewinnt man den Eindruck, dass Angepasstheit der wirkliche Karriereturbo ist. Das fehlerlose Verwalten des Mittelmaßes scheint den Alltag zu bestimmen!

Ein anderer Brite hat dieser Tage seine Sicht des Scheiterns ebenso zusammengefasst. Der Designer, Erfinder und Unternehmer James Dyson wurde durch den nach ihm benannten beutellosen Staubsauger bekannt. In einem Gastkommentar in der *“Welt am Sonntag” kommt er zu folgender Erkenntnis: “Erfolg braucht Zeit, Geduld und Ausdauer – nicht nur in der Leichtathletik. Vom ersten beutellosen Staubsauger habe ich exakt 5.126 Prototypen erstellt. Alle waren Fehlschläge. Darunter waren einige katastrophale Enttäuschungen. Bei anderen gab es nur kleinere Mängel. Erst der Prototyp 5.127 hat richtig funktioniert. Es dauerte 15 Jahre, bis der erste beutellose Staubsauger marktreif war.” Zynisch könnte man anmerken, was sind schon knapp über 5.000 Versuche im Vergleich zu Thomas Alva Edison, der über 9.000 Experimente machen musste, bis er jenen Kohlefaden gefunden hatte, der die Glühbirne dauerhaft zum Leuchten brachte. Aber beide Erfinder eint eine Gemeinsamkeit, die Edison als Leitmotiv für den Erfindergeist mit folgenden Worten präzisierte: “Niemals aufgeben! Unsere größte Schwäche ist das Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg besteht darin, immer wieder einen neuen Versuch zu wagen.“ Die EU hat Edisons Glühbirnen zwar abgeschafft, aber beim Betätigen des Lichtschalters sollten wir uns öfter mal dieses Zitat in Erinnerung rufen. Diese einfache Formel könnte persönliche Antriebsfeder sein, um aus Träumen irgendwann Realität werden zu lassen. Das wäre doch ein Anspruch, oder?

* http://www.welt.de/print/wams/debatte/