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Motivationsfaktor Umgangsformen

Vorletzte Woche hatte ich selbst eine aktive Rolle beim * „1. Wiener Kongress für mentale Stärke“. Die Veranstaltung, die erste dieser Art im deutschen Sprachraum, war meiner Wahrnehmung nach ein großer Erfolg, den beiden Veranstaltern Werner Schweitzer und Michael Altenhofer ist nicht nur zur Idee, sondern auch zur facettenreichen Umsetzung zu gratulieren. Ein auf den ersten Blick für viele von uns abstraktes Thema derart perspektivenreich aufzuarbeiten, war aus meiner Sicht die große Leistung. Vorträge, Workshops, Fachgespräche, Diskussionsrunden – alle Blickwinkel wurden zugelassen und ebenso mit Interaktivität verknüpft, um seinem eigenen ICH ein wenig besser auf die Spur zu kommen, und um durch gewonnene Erkenntnisse anstehende Herausforderungen besser meistern zu können. Als Scheiterexperte ist mir diese Welt nicht fremd, ich kenne nach vielen Jahren der Arbeit mit und um dieses Thema so viele Geschichten, wo Menschen ihr Sensorium für das eigene ICH und die persönliche Umwelt verloren, die Lebensenergie abgegeben und die Kraft für neue Ziele verloren haben.

Im Moment mache ich mir gerade zahlreiche Notizen, höre rund um die Materie des Scheiterns noch aufmerksamer zu, sammle Inputs für ein geplantes 3. Werk zu diesem Thema. Nicht, weil ich die Menschen mit diesem zentralen Motiv meiner inhaltlichen Arbeit überstrapazieren möchte, das ist nicht mein Ansinnen, ich möchte eher einen praktischen Beitrag leisten, der vielleicht einige meiner Mitbürger wiederum vom Kopf auf die Füße stellt. Eine Debatte darüber führen, warum immer mehr Menschen von Versagensängsten getrieben sind, sich nichts mehr zutrauen und schon durch diesen seelischen und physischen Zustand nahezu ideale Scheiterkandidaten sind und werden. Ich bin überzeugt davon, dass ein Appell notwendig ist, der in der Bevölkerung wiederum den sprichwörtlichen Hausverstand mobilisiert, den inneren Modus für ein klein wenig Risikobereitschaft und Lebensfreude aktiviert und sie ermutigt, Dinge beim Namen zu nennen statt zu schweigen, zu handeln, statt das Dasein permanent zu erleiden.

Unlängst sagte jemand zu mir “Nur wer sich selber mag, kann andere mögen”, um dann hinzufügen “Viele Menschen können sich niemals selbst ertragen, weil sonst würden sie ihre Umwelt und die Leute ganz anders behandeln”. Ein Eindruck, den auch ich immer öfter wahrnehme, egal ob im privaten oder beruflichen Umfeld, letzteres ist ja der Fokus meiner “Scheiter-Arbeit”. Und wenn ich manchmal in Unternehmen komme, da frage ich mich schon, was dort ungefähr los ist, wie in einer solchen Atmosphäre überhaupt nur ansatzweise eine positive Grundstimmung entstehen kann. Und Schuld an dieser Situation haben nicht nur Manager, denen oftmals die menschliche Fähigkeit fehlt, Menschen zu führen. Schuld haben auch Mitarbeiter, die vor lauter Angepasstheit verlernt haben, sich zu artikulieren. Das Ergebnis für beide Seiten sind im Kopf aufgestaute Probleme, die ungelöst die eigene Aktivität blockieren, Burnout ist dann häufig eine der wenig viel versprechenden Optionen im Ergebnis.

In letzter Zeit hatte ich öfters mit Human Resources Managern zu tun. Früher einmal waren das biedere Personalverantwortliche in Betrieben. Da hat sich ja in den letzten Jahren ein kompletter Beratungszweig aufgetan, wo Menschen anderen Menschen erklären, welche Leute für ihr Unternehmen geeignet sind und was man tun muss, um diese neu gewonnenen Humanressourcen bei Laune zu halten. Wenn ich so beobachte, was da in Führungsetagen zur Führung durch (vorzugsweise) Assessment-Center befähigt wird, wundere ich mich oft, was da die Auswahlkriterien gewesen sind. Aber in einer genormten Welt ist es halt allemal leichter über Zahlen, Daten und Fakten zu sprechen, als über Ursachen oder gar persönliche Empfindungen – soziale Eigenschaften, die ebenso in jede Persönlichkeitsbewertung integriert gehören. In meinen Vorträgen rede ich oftmals auch über die immer schlechter werdenden Umgangsformen, die ich allerorts wahrnehme, um dann insbesondere in Richtung Führungskräfte die Frage zu richten, wie lange sie glauben, eine private Partnerschaft aufrecht erhalten zu können, wenn sie nicht einmal die einfachsten Regeln des zwischenmenschlichen Umgangs beherrschen. Die ehrliche Beantwortung dieser Frage und die Übertragung der Erkenntnisse auf das innerbetriebliche Beziehungsmanagement von Unternehmen könnte ein neues Klima des Miteinander entstehen lassen und bei Mitarbeitern ungeahnte produktive Kräfte freisetzen. Beim eingangs erwähnten * “1. Wiener Kongress für mentale Stärke” hat auch der Bestsellerautor Bernhard Moestl referiert. Sein aktuelles Buch heißt “Shaolin – Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!” Dieser Titel eignet sich ebenso als Handlungsmaxime, um Beziehungswelten menschlicher zu gestalten, da bin ich mir sicher!

www.mentalkongress-wien.at