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Lebenslust statt Lebensfrust

Eine liebe Freundin von mir ist verstorben. Eine großartige Frau. Anfang 50, voll im Leben stehend, gesunder Lebenswandel, viel in der Natur, eine leidenschaftliche Golfspielerin, eine Genießerin, die viel übrig hatte für gutes Essen und Trinken. Nichtraucherin übrigens! Wegen Kopfschmerzen war sie vor 10 Monaten zum Arzt gegangen. Diagnose: Hirn- und Lungentumor. Es beginnt ein Kampf ums Leben. Wochen und Monate voll Hoffnung, Qual, Schmerzen, Wut, Enttäuschung. Irgendwann musste die Chemotherapie abgesetzt werden, da die Medikamente das Immunsystem zerstört hatten. Vor einigen Wochen, habe ich sie ein letztes Mal gesehen. Ich werde nie vergessen, wie ich ihr durchs Haar gefahren bin, das nach der letzten Chemotherapie gerade wieder zu wachsen begonnen hatte. Vorletzten Montag erreichte mich eine SMS, unerwartet, ihr Kampf war verloren.

Bei so einer Nachricht bleibt plötzlich die Welt um einen herum stehen. In die Trauer mischen sich Gedanken über die eigene Endlichkeit. In der permanenten Aktivität verdrängt man ja, dass auch für einen selbst irgendwann der Vorhang fällt. Und es hätte auch gar keinen Sinn darüber nachzugrübeln, wann es einen ereilt. Der Tod ist eben nicht optional.Ich höre oft Leute sagen: Wenn ich das und das hätte oder wäre….dann würde ich dieses und jenes tun. Und während sie dieses Leben im Konjunktiv leben, verfliegen die Jahre. Die großen Pläne und Träume bleiben oft auf der Strecke. Macht es Sinn, sich an Vergangenes zu klammern oder sein Tun immer nur an Zukünftigem auszurichten? Vielleicht später? Später ist ein schlechter Zeitpunkt. Wer Kinder hat, kann sich da einiges abschauen, nämlich wie man kompromisslos im Hier und Jetzt lebt. Denn Kinder wissen intuitiv: Nur der Moment zählt.

Nicht selten treffe ich Menschen, die das Raunzen und Nörgeln als Leistungssport betreiben. Leute, die ihr Leben in einem Dämmerzustand verbringen, sich ihrer Passivität hingeben, ihre Zeit an oberflächliches Statusdenken verschleudern, und ihr Leben leben als hätten sie noch ein zweites daheim im Kasten. Leute, die ihre eigene, angeblich missliche Lage, den anderen in die Schuhe schieben. Für solche Leute habe ich eine spannende Neuigkeit: Neunzig Prozent der Menschen auf dieser Erde geht es bedeutend schlechter als uns. Unsere kleinen Alltagssorgen sind wahre Luxusprobleme. Das ist Jammern auf höchstem Niveau. Und sorry, aber wenn´s dir so nicht passt, dann ändere es doch! Und dabei geht es gar nicht nur um unsere persönliche Erfüllung. Ich denke mir, jeder von uns hat die verdammte Pflicht, seine Begabungen und Stärken in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, um etwas dafür zu tun, damit diese Welt ein kleines bisschen besser wird.

Das Schwierige am Leben ist ja: Es gibt kein Patentrezept. Im Lied Für immer jung vom wunderbaren André Heller heißt es an einer Stelle:Wannst Vertraun hast in die söba, dann brauchst ka Versicherung. Vielleicht ist das ein Anhaltspunkt. Ich lebe leidenschaftlich gern. Mit aller Konsequenz und Intensität. Ich liebe meine Arbeit und sehe es als Privileg an, das tun zu dürfen, was mir Freude macht. Ich bin neugierig auf Neues. Ich möchte nie aufhören, dazuzulernen. Sofern es meine Mittel erlauben, versuche ich, meine Ideen zu verwirklichen, Chancen die sich mir bieten, zu ergreifen. Alles, was man gerne macht, das macht man gut. Und alles, was man gut macht, bringt Lebensfreude, Mut, Zuversicht, Selbstvertrauen. Und ich gebe zu, ich bin ein Hedonist. Ein Teller dampfende Pasta al burro mit etwas frisch geriebener Trüffel darauf. Ein eisgekühlter Pinot Grigio. Aufs Meer hinausschauen. Das ist geballte Lebensfreude. Die Arbeit, der Genuss, die Familie, Freundschaften, dem Körper und dem Geist gutes Tun und so zu leben, dass man damit niemandem Schaden zufügt, sondern im Gegenteil etwas Positives bewirkt. Da die Balance zu finden. Ja, so könnte es funktionieren. Der Pferdefuß an der Sache: Wenn du es nicht machst, macht es niemand für dich. Deshalb liebe ich den alten Werbeslogan von Nike: Just do it.