Kunst ist Scheiße
Und noch eine New York Reminiszenz. Es regnet in Strömen. Trotzdem stehen die Leute vor dem Guggenheim Museum in Zweierreihen an, um eine Eintrittskarte zu ergattern. Der Grund liegt für mich auf der Hand: Sie wollen Kultur genießen, in andere Epochen eintauchen, Kunst erleben. Dafür lohnt es sich allemal, einen Schnupfen in Kauf zu nehmen. Szenenwechsel: Ein paar Blocks weiter in einer Seitengasse der 5th Avenue befindet sich das österreichische Kulturinstitut. Der Andrang in die laufende Ausstellung ist sehr überschaubar. Egal bei welchem Wetter. Wen wundert´s: Eine Installation von ein paar alten Plattenspieler, ein Haufen Schrott, der sich sonst auf dem Sperrmüll wiedergefunden hätte, biedert sich da als Kunst an.
Kunst nimmt heutzutage viele Formen an. Doch diese Art des Aktionismus ist nichts anderes als gequälte Affekthascherei. Abgehoben, dreist und präpotent. An nobler Adresse und um mein Steuergeld. Das nur nebenbei. Und dient bestenfalls dazu, das schwierige Image zeitgenössischer Kunst noch mehr zu verschlechtern. Nichts für ungut, liebe österreichische Installations“Künstler“: Allein ob ich Kunst machen will, ist nicht ausschlaggebend, ob ich’s kann, das ist das Entscheidende. Ich sammle seit zwanzig Jahren Kunst und zwar nicht, um mich bei Künstlern einzuschmeicheln oder als Entree in einen gesellschaftlichen Zirkel, sondern aus Leidenschaft und Begeisterung für die Kunst selbst. Mir ist klar: Kunst ist nun einmal kein geschützter Begriff. Trotzdem: Manche Scheisse kann ich nicht mehr sehen.
Apropos Scheiße: Die New Yorker Aktionsgruppe ‚Sprinkle Brigade‘ hat es zur Kunst erhoben, den Hundekot in den Straßen ihrer Stadt liebevoll mit Plastikfiguren, Küchenutensilien, Spielzeug und Sprinkles, bunten Zuckerstreuseln zu dekorieren. Kein Kommentar. Leute, macht etwas für die Seele! Macht etwas schönes! Denn die wirkliche Welt ist alles andere als schön und bunt. Ihr seid Illusionisten! Macht was daraus. Ja, es ist das Recht und die Pflicht der Kunst kritisch zu hinterfragen. Kunst muss aber nicht auf Teufel komm raus weh tun und abscheulich sein. Kunst muss nicht zwanghaft vermitteln. Kunst darf und soll genossen werden. Scheiße machen wir schon genug.