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Kollege, des is a Klassiker!

In meinem Haushalt fristen Küchengeräte ein Schattendasein. Mein Geschirrspüler zum Beispiel wird einmal in vierzehn Tagen angeworfen, um im besten Fall ein paar Gläser zu waschen. Ansonsten steht er nahezu jungfräulich in meiner Küche und wartet darauf, irgendwann seine volle Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen zu dürfen. Vor einigen Wochen wollte ich wieder zur Tat schreiten und ein wenig Geschirr per Knopfdruck reinigen lassen. Ich drücke die Einschalttaste, das Gerät startet, ich höre eine Art Pumpgeräusch, die Maschine bleibt stehen, am Display beginnen alle Lampen zu blinken. Auf der Suche nach Trost und Rat hinsichtlich der Bedeutung dieser Lichtspiele konsultiere ich die Gebrauchsanleitung. Tipp Nummer 1: Unterbrechen sie die Stromunterbrechung und starten sie die Maschine neu. Tipp Nummer 2 gibt es nicht. Also steige ich auf einen Stuhl, um den Sicherungskasten zu erreichen, schalte den Strom ab und starte das Gerät erneut. Ich wiederhole den Vorgang etwa fünfmal, stets mit demselben Ergebnis: Starten – Pumpen – Blinken.

Ein lieber Freund, der in der  Geschäftsleitung eines Möbelhändlers sitzt, hat mich damals sehr bei der Einrichtung meiner Wohnung unterstützt. Ich rufe ihn an, frage, was ich tun soll. Er verbindet mich in die zuständige Abteilung. Ich erkläre den Sachverhalt: Starten – Pumpen – Blinken. Der Mann am anderen Ende der Telefonleitung ist ausgesprochen freundlich, jedoch nicht zuständig. Serviceleistungen an Haushaltsgeräten  würden von einer externen Firma durchgeführt. Ich erhalte die Telefonnummer des Kundendienstes. Dort schildere ich der Dame unter Bekanntgabe von Serien- und Rechnungsnummer den Kern des Übels, ehschowissn: Starten – Pumpen – Blinken. Sie sagt, sie schicke einen Techniker vorbei. Ob es in drei Woche passe, ich solle mir ein Zeitfenster von vier Stunden freihalten. Ich sage: „Nein, das passt nicht. Ich sitze nicht einen Vormittag in der Wohnung herum und warte bis jemand kommt.“ Sie sagt, das sei auch kein Problem, in sechs Wochen könne sie mir jemanden schicken, der in einem Zeitfenster von zwei Stunden vorbeikommt. Mangels Alternative bekunde ich mein Einverständnis.

Auch wenn du wenig Geschirr zu reinigen hast, sechs Wochen ohne Geschirrspüler sind eine lange Zeit. Ich zähle die Tage bis der Techniker vorbeikommt, um den Haushaltshelfer wieder in Gang zu bringen. Endlich ist der Tag X da. Punkt 8 Uhr früh läutet es. Mit euphorischer Vorfreude öffne ich meine Wohnungstür. Der Handwerker, Typ Hobbyringer betritt samt Zigarettenodeur mein Vorzimmer: „Grüß Sie.“ Mit der Routine des Leidgeprüften schildere ich mein Starten – Pumpen – Blinkproblem. Der Herr in blauer  Arbeitsmontur würdigt meinen Geschirrspüler keines Blickes und erkundigt sich, wo der Wasseranschluss des Gerätes sei. Ich sage: „Unter der Abwasch.“  Er öffnet seine schwere Ledertasche, holt einen Hammer raus, kniet sich hin, holt aus und zielt mit einem gekonnten Schlag auf irgendetwas unter meinem Spülbecken. Ein metallisches Geräusch ertönt, der Mann erhebt sich wieder, schaut mich an und resümiert: “Kollege, des ist a Klassiker”. Es folgt ein Druck auf die Starttaste des Geschirrspülers, das Gerät läuft als wäre nichts gewesen. Dauer der Aktion: Keine zwei Minuten.

Super Mario klärt mich auf, dass bei Geräten, die wenig im Betrieb sind, manchmal ein Ventil stecken bleibt. Das könne man ganz einfach reparieren, indem man mit einem Hammer ein, zweimal draufhaut. Aha. „Barzahlung oder mit Bankomat?“ „Barzahlung, bitte!“ Die Rechnung setzt sich zusammen wie folgt: Pauschale für eine halbe Stunde Arbeit: EUR 60,00.  Pauschale Wegezeit innerhalb Wiens: EUR 42,30. Gesamt: EUR 102,30. Ich sage, ich würde gerne EUR 110,00 inklusive Deppensteuer bezahlen, wenn es für ihn in Ordnung ist. Der Servicemann bedankt sich freundlich, ich gebe ihm das Geld, wir verabschieden uns. Starten – Pumpen – Blinken – tief durchatmen.