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Imagine!

Mitunter bringen es Arbeitspensum und Jetlag bedingte Schreibblockade mit sich, dass sich mein physischer Aufenthaltsort und die Realität meiner Blogeinträge nicht gänzlich decken. Will heißen: Ich bin mittlerweile nicht nur aus New York wieder heimgekehrt, sondern war zwischenzeitlich bereits in Braunschweig, um Ihnen zurück in Wiener Gefilden, noch von einer Episode im Big Apple zu berichten.

Nämlich, letzten Mittwoch. Imagine, es ist John Lennons Todestag und keiner geht hin! Nein, ich bin nicht zynisch, es war tatsächlich so. Vor dem Dakota Building, dort wo eine Legende der Popgeschichte, die Ikone einer ganzen Generation, der Inbegriff von Love, Peace und Happyness vor 30 Jahren von einem Wahnsinnigen erschossen wurde, tat sich nichts. Keine Blumen, keine Kerzen, keine Menschen. Die Journalisten der großen TV-Stationen, die sich mit mehreren Übertragungswagen wohl auf eine größere Trauerkundgebung eingestellt hatten, standen planlos herum. Nur bei Strawberry Fields im Central Park saß ein wenig verloren eine Handvoll übriggebliebener Hippies und gedachte ihres Idols. Skuril, aber irgendwie hatte man den Eindruck, da wollte man einen Todestag inszenieren, aber keiner wollte dieses Tages gedenken. Dabei nahm etwa I-Tunes den 30. Todestag von John Lennon zum Anlass und fuhr seit Wochen eine globale Kampagne, Megaplakate zieren die Einfallstraßen der Weltmetropolen, doch irgendwie scheint ihnen die Zielgruppe abhanden gekommen zu sein. „All you need is love“ dürfte den Nerv der Web 2.0-People nicht mehr zu treffen. Man sagt, only the good die young. Und wär´s nicht so gewesen: Können wir uns John Lennon als 70-Jährigen vorzustellen, mit Hängebäckchen, Tränensäcken und ergrautem Indianerhaar. Vielleicht hätten er und Yoko eine Love and Peace University gegründet oder wären in Sachen Klimaschutz aktiv. Vielleicht würde er heute dem Dalai Lama Konkurrenz machen, als Dauergast auf den Podien dieser Welt. Geht irgendwie nicht, Lennon ist einer jener Helden der Popkultur, die ewig jung bleiben werden. * Nur seine Fans sind anscheinend für ein Remorial Sit an einem kalten Wintertag schon ein bisschen zu bequem geworden.

* Quelle: Die ZEIT