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Ich will fahrn …

“Und kost’s Benzin auch 3 Mark 10, scheißegal, es wird schon gehen, ich will fahrn, ich will fahrn, ich will fahrn”. So lautet eine Textzeile des Liedes “Ich will Spaß“ – ein Hit, der 1982 insgesamt 24 Wochen die Nummer 1 in den deutschen Charts war und von einem Sänger namens Markus interpretiert wurde. Umgerechnet auf unsere aktuelle Währung sind die 3 Mark 10 knapp 2 Euro. Vor 30 Jahren konnte sich niemand vorstellen, dass der Spritpreis kurz davor steht, diese Schallmauer zu durchbrechen. Leider glaube ich, dass das gelingen wird, da der Staat Geld braucht. Nachdem weitere direkte Steuern den Menschen nicht mehr erklärbar sind, holt man sich das Geld über indirekte Steuern zurück. Und es macht eben einen gewaltigen Unterschied aus, ob der fast mit 50 % besteuerte Preis pro Liter Benzin von 1,00 Euro in die Staatskassen retour kommt oder von aktuell 1,70 Euro. Das ist viel Geld, Einnahmen, die dem Staat fast 5% des Gesamtbudgets unter dem Titel “Einnahmen aus Steuern” bringen. Wenn ich die aktuellen Zahlen richtig im Kopf habe, dann sollten das um die 5 Milliarden Euro pro Jahr sein. Nicht schlecht, oder? Vergessen wird auch, dass diese Einnahmen in die Staatskasse bis 1987 zweckgebunden für den Straßenbau verwendet wurden, heute nur mehr dem allgemeinen Budget zufließen. Denn die Straßenerhaltung wird mittlerweile maßgeblich über den Verkauf der Autobahnvignetten finanziert, der dem Staat rund eine halbe Milliarde Euro an zusätzlichen Einnahmen beschert.

Und während populistisch über einen Tankboykott am 1. März gesprochen wird, sollten vielleicht ein paar andere Punkte hinterfragt werden. Wer ist der größte Nutznießer eines künstlich hochgehaltenen Spritpreises? Wer hat einnahmenseitig den größten Vorteil, nicht nur durch die Mineralölsteuer, sondern auch dadurch, dass dem Staat am Mineralölkonzern OMV über die staatseigene Holding ÖIAG 31,5 % gehören. Daher können sich Kanzler und Finanzministerin wahrscheinlich sehr darüber freuen, wenn die OMV einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro vermeldet. So weit so gut.

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit Erfindungen. 2011 lernte ich einen Wissenschafter aus dem Iran kennen, der eine patentierte Erfindung für eine vergleichsweise kostengünstige Produktion von Benzin besitzt. Vereinfacht dargestellt funktioniert der Prozess so, dass aus Raffinerieabfällen neues Benzin gewonnen werden kann. Bei der Produktion von Benzin fallen 7 Reststoffe an, 2 bis 3 davon reichen aus, um neuen Treibstoff daraus realisieren zu können. Ein technischer Laie wie ich denkt sich, was für eine wunderbare Erfindung in Zeiten von medial massiv kolportierter Benzinknappheit. Ich erzähle einer Bekannten von dieser Erfindung, sie sagt, sie kennt jemanden aus dem Management der OMV, die könnten doch an einer solchen Innovation Interesse haben. Der Manager des Ölkonzerns ließ im Gespräch mit mir mit folgender Aussage aufhorchen: “Das Recyclingverfahren für Reststoffe aus dem Iran ist uns bekannt, es funktioniert sicher. Aber wir haben kein Interesse daran, da unsere Lagertanks perspektivisch auch noch in vielen Jahren mehr als voll sein werden.” Er fügte dem noch hinzu, dass es seiner Einschätzung nach nirgendwo in Europa eine Nachfrage für dieses Verfahren geben wird, da die Situation ähnlich „befriedigend“ sei wie in Österreich. Haben Sie jetzt noch Fragen zur „Benzinknappheit“?