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Genderei auf Augenhöhe

Eine Mail ist bei mir eingelangt, wo in der Betreffzeile “An unsere lieben Gäste und Gästinnen!” zu lesen steht. Was für ein unsagbares Wort: “Gästinnen”! Lassen Sie sich dieses Wort einmal auf der Zunge zergehen, rollen Sie es wieder zusammen und spucken Sie es weit aus! Es gibt dieses Wort nicht, zumindest nicht im deutschen Sprachgebrauch. Ich verstehe all diese “Genderei” einfach nicht, sie ist mir schlicht und einfach zuwider. Das hat aus meiner Sicht alles nichts mit Gleichstellung und schon gar nichts mit Wissenschaft zu tun, sondern mit einer Ideologie, die einige “Geschlechterinnen” als neues Geschäftsfeld erkannt haben. Und es wird auch seinen Grund haben, dass diese gesamte “Genderei” fast nur im öffentlichen Sektor, sprich der Politik mit angeschlossener Verwaltung stattfindet, weil sich dort immer eine “Verantwortlicherinnen” finden wird, die damit ein paar Anhänger sprich Auftragnehmer befriedigen und sich auf diese Weise profilieren kann. Zum Wort “Gästinnen” kann man auf der WEB-Site des *Montessori Zentrums übrigens eine aufschlussreiche, weil viele “Befürworterinnen” entlarvende Debatte zum Thema Gleichmacherei nachlesen. Eine Autorin mit dem Kürzel “XX” schreibt dort in einer bemerkenswerten Selbstreflexion “Ich sehe als Frau meine Möglichkeiten der subtilen Einflussnahme auf Männer ungleich viel größer, als umgekehrt. Mein Einfluss auf das Leben meines Mannes ist ungeheuer groß. Beginnend bei der Kindererziehung, weiters bei seiner Stimmungslage, seiner Gesundheit und seinem Geschäftserfolg. Wenn ich nicht will, läuft alles schief.” Lassen wir diese ehrliche Erkenntnis einfach mal so stehen.

Es gibt Dinge, die von größerer Relevanz sind, als die Debatte von Wörtern, die es gar nicht gibt. Zumal man ja auch im Fokus unseres Handelns noch stärker jene Menschen berücksichtigen sollte, die sich möglicherweise gar keinem Geschlecht zuordnen können oder wollen. Sollten wir nicht einfach alles geschlechtsneutral formulieren? Aber sogar dann würden sich wieder ein beliebiges “Mensch” zu Wort melden, weil irgendein “beschissener Teilaspekt” dieser neuen Orientierung noch nicht richtig besprochen und vor allem bis zu Ende ausdiskutiert wurde. Aus meiner Sicht hätte die geschlechtsneutrale Einwortformulierung etwas Platzsparendes an sich und würde erfreulicherweise auch den CO2 Haushalt entlasten, da ja bekanntlich jedes durch die Welt der Bits and Bytes gesendete Wort wenige Milligramm unserer Mutter Erde belastende Schadstoffe freisetzt. Eine der relevanten Fragen könnte in diesem Zusammenhang lauten: Ist in Zeiten der Erderwärmung eine Gleichstellung von geografisch unterschiedlichen Lebenskonzepten sinnvoll und sollte diese unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten, auch von geschlechtslosen Paaren, die Unisex Toiletten in Berlin Kreuzberg bevorzugen und eine Adoptionsabsicht von Migrationskindern haben, gelebt werden können, ohne deren Elternkompentenz zu überprüfen?

Fragen ganz anderer Art stellte vor einiger Zeit, es war schon 2011, Harald Eia. Kennen Sie diesen Herrn? Er ist Soziologe und Norwegens bekanntester Komiker. „Ich fühlte mich von meinen Universitätslehrern betrogen“ formulierte er seine Motivation, sich mit der gängigen Gendertheorie intensiver zu beschäftigen. Seine einfache Ausgangsthese war, dass die Geschlechterrollen angeboren seien. Und diese Sichtweise der Dinge diskutierte er mit einer Reihe von Experten und kam so zu einer wissenschaftlichen Betätigung seiner Vermutung. Beispielsweise verwies die norwegische Soziologin Camilla Schreiner auf eine Studie, bei der 15-Jährige aus 20 Ländern nach ihren Interessen befragt wurden. Gerade in armen Ländern ohne Frauenförderung, haben Frauen das größte Interesse an Technik, so die den “Genderinnen” ihre Existenz bedrohende Conclusio. Einen ordentlich Keil ins Monument der Gleichmacherei schlug auch der Psychologe Richard Lippa aus San Francisco, der in seiner Studie 200.000 (!) Menschen aus 53 Ländern befragte. Die Erkenntnis: Es existieren überall ähnliche Geschlechterrollen! “Wenn etwas in allen Kulturen so konstant sei, sei dies ein Hinweis auf eine biologische Ursache”, erläuterte der Professor von der California State University seinen Befund. Die Evolutionspsychologin Anne Campbell teilt diese Sichtweise und ergänzt, dass in Entwicklungsländern Frauen in erster Line Jobs deswegen suchen, um der Armut zu entkommen – egal ob Technik oder nicht. In den reichen Ländern wählen sie in erster Linie einen Beruf, der ihren Neigungen entspricht – einen typischen Frauenberuf eben.

Aus der Sicht des “Genderinnen-Business” müssen derlei Erkenntnisse eine unerträgliche Blasphemie sein. Ein 1986 gegen Gotteslästerung in Pakistan verabschiedetes Gesetz könnte Vorbild sein, um ideologische Abweichler nach Vorbild dieses Islamstaates mal so richtig “duchzugendern”. Gender Mainstreaming wird in Norwegen seit 1986 im öffentlichen Bereich durchgeführt. Welche anderen Sektoren eines Staates sollten sonst so “gegendert” sein, könnte man anmerken. Wie auch immer, im Königreich nahm die von Ministerpräsident Jens Stoltenberg angeführte Regierung die Ergebnisse der von Harald Eia durchgeführten “Feldforschung” ernst und strich kurzerhand dem für staatliche Genderforschung zuständigen Nordic Institut ab 2012 das Budget von immerhin 56 Millionen Kronen, oder 7,5 Millionen Euro pro Jahr. Da soll noch jemand sagen, dass es nicht auch in Zeiten immer strenger überprüfter öffentlicher Budgets nicht noch da und dort ordentlich “gegenderte” Einsparungspotenziale gibt. Ausschreitungen sind aus dem Norden ob dieser beträchtlichen Einsparungen nicht überliefert, “gendergerechte” Solidaritätskundgebungen anderer Länder sind ebenso ausgeblieben.

Oft denke ich mir, dass die Form der geführten Debatte und die zwanghaft in den Alltag übertragenen Konsequenzen mit Sicherheit das Gegenteil von dem bewirken, was die Initiatoren wollen. Aber wo sind wir angelangt, wenn dann nahezu ein Fanatismus gepaart mit billiger Aufmerksamkeitshascherei die einzige Grundlage einer da und dort sicherlich zu führenden Auseinandersetzung über Gleichstellung sind. Vor einigen Wochen habe ich ein unterhaltsames Interview mit der Schauspielerin Simone Thomalla gelesen, einer Frau, von der man sagen könnte, dass sie eher voll im Leben steht als daneben. Sie stellte im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung fest “Heute entwickelt sich alles in die richtige Richtung. Die jungen Leute die ich kenne, machen alles zusammen, auch die Kindererziehung. Da will kaum einer mehr einen Partner haben, der ausschließlich den Haushalt schmeißt oder eben nur arbeitet. Man hält zusammen. Da ist keiner der Boss.” Der Reporter wendet ein: “Das klingt jetzt wieder schwer nach heiler Welt.” Die 48jährige in Leipzig geborene Tatort-Kommissarin antwortet: “Quatsch. Da fliegen auch die Fetzen. Aber auf Augenhöhe.” In diesem Sinne sollte selbstorganisierte Gleichberechtigung im 21. Jahrhundert gelebt werden.

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