Don´t fuck the smile!
Wann haben Sie das letzte mal gelacht, einfach so? Weil Sie sich beim Anblick eines Menschen innerlich erfreut haben, weil Sie den Moment der Begegnung kaum erwarten konnten, weil ein Gespräch nicht von all den Unwegbarkeiten des Lebens gehandelt hat, sondern von schönen Erlebnissen im Jetzt, der Vergangenheit und in der Zukunft. Von all den Träumen, die Sie noch realisieren möchten! Irgendwann überholt ja bekanntlich die Vergangenheit die Zukunft, und dann ist es vorbei mit dem Diesseits. Was machen Sie dann in diesem vermutlich letzten Augenblick Ihrer Existenz, wenn Sie an all das denken, was da an offenen Punkten auf der Prioritätenliste des Lebens unerledigt geblieben ist? Darüber noch Gedanken zu verschwenden zahlt sich vor dem finalen Atemzug höchstwahrscheinlich nicht mehr aus, lautet mein banaler Ratschlag zur Sichtweise der Dinge. Jetzt könnten Sie mir unterstellen, dass meine Haltung in Zeiten der allerorts gelebten Political Correctness die nötige Betroffenheit für all die uns umgebenden Probleme vermissen lässt. Richtig! Wissen Sie was, mir ist das langsam egal, ob irgendwo ein Getier bedroht, ein Baum gekrümmt, ein Landschaftsstrich gerodet wird. In meinem Kopf muss ich mir ohnedies zunehmend eigene Realitäten schaffen, weil ich all das, was mich an Unvermögen der gesellschaftlichen, exakter der politischen Elite umgibt, immer schwerer ertragen kann. Ein paar Stichworte gefällig? Für die Rettung von Banken rund um die Welt sind Milliarden vorhanden, für die Sicherung der sozialen Stabilität in der Gesellschaft immer weniger. Für die “Brot und Spiele” Spiele, die gerade in Sotschi abgehalten werden, scheint es ebenso Geld im Überfluss aus einem nicht enden wollenden Füllhorn zu geben. Aber, dass tausende Frauen und Männer keinen Lohn für ihre monatelange “Sklavenarbeit” in der russischen Wirtschaftsrealität erhalten haben, spricht keiner der Staatrepräsentanten an, die dort Zar Putin in den Mastdarm kriechen, indem sie ihm ihre Referenz erweisen. Und wenn ich mir dann noch ansehe, wie uns Menschen der Gürtel immer enger geschnallt wird, der Staat uns allen wie ein Henker die Schlinge umlegt und uns gerade noch zappeln lässt, so lange wir pünktlich unsere Steuern und Abgaben bezahlen, dann denke ich mir, um im Geiste der Europabeauftragten der US-Regierung Victoria Nuland zu sprechen: Fuck you!
In dieser meiner etwas aufgewühlten, aber keineswegs trübseligen Stimmung war es ein richtiger Genuss, wieder mal ein Interview mit einem Menschen gelesen zu haben, der so etwas wie pure Lebensfreude verbreitet und noch dazu kluge Weisheiten von sich gibt. Der in Buenos Aires geborene und in Los Angeles lebende Bernhard Hiller hat mit Größen wie Al Pacino, George Clooney, Cameron Diaz oder Leonardo DiCaprio gearbeitet. Seine Profession ist die eines Schauspiellehrers, seine Devise lautet: Lächeln, lächeln, lächeln! Er befindet, dass sich die meisten Menschen als “Opfer des Lebens” empfinden. Seine Analyse, in der Zeitung “Die Welt” zu Protokoll gegeben, liest sich für mich punktgenau. “Die Menschen sind todunglücklich. Ich würde mein Leben gern ändern, aber was soll ich denn machen?” Viele Frauen und Männer tun so, als ob es keine Wahl gäbe. “Bullshit!”, meint der Künstlercoach, der seit 25 Jahren mit diesem Schauspiel-Business verbunden ist und davor als Schauspieler, Tänzer und Sänger gearbeitet hat. “Was den meisten heute fehlt, ist a) herauszufinden, wer sie wirklich sind, wo ihre Begabungen liegen und was sie wirklich wollen. Sie folgen b) lieber dem Strom, aus Bequemlichkeit. Es ist ihnen wichtiger, was andere über sie denken. Sie wollen gefallen, um geliebt zu werden, weil sie sich selbst nicht lieben können. Die Folge ist c): sie leben nicht ihr eigenes, sondern ein Leben, das andere – die Familie, der Chef, die Gesellschaft – von ihnen erwarten. Klagen über Burn-out, Angstzustände, Depressionen, aber bringen nicht den Mut auf, etwas zu ändern – für sich!” Finden Sie sich in dieser Analyse wieder? Ich hoffe für Sie, dass dem nicht so ist! Wo gibt es noch Platz für jene Leidenschaft, ein Leben so zu leben, dass es uns Freude bereitet? Ein Dasein, das uns zu Höchstleistungen motiviert, das uns beflügelt, aus Träumen Wirklichkeit werden zu lassen? “Das wird uns abtrainiert wie ein letzter Grippe-Virus, der noch weg muss, bevor die Gesellschaft vor lauter Gehorsam, Leistungsdruck und Political Correctness endgültig ungefährdet den Dauerschlaf halten kann.” Wie Recht Bernard Hiller doch hat, denke ich mir. Am Ende eines Vortrages in Berlin weckt Hiller die Zuschauer auf: „Jeder von euch wurde mit einer besonderen Gabe geboren! Ihr müsst herausfinden, was diese Gabe ist! Tappt nicht auf Fußspitzen Richtung Tod! Fangt das Leben an, zu dem ihr geboren wurdet.“ Um dann noch hinzuzufügen: „Ihr müsst mehr lächeln. Lächeln macht glücklich. Lächeln macht erfolgreich.“ Übrigens, bevor die Sprache erfunden wurde, konnten wir uns nur mit Mimik verständigen: lächeln, traurig oder böse schauen. Das machte unserem Umfeld klar, wen wir als Freund oder Feind erachteten. Achten Sie daher auf meinen Gesichtsausdruck, wenn Sie mir demnächst begegnen.