Der Sinn des Lebens
Einige werden sich jetzt vielleicht fragen, ob der Scheucher nun auch noch auf den Trip gekommen ist, über die zentrale Frage der Daseinsberechtigung seiner Person auf diesem Planeten nachzudenken. Keine Sorge, von einer Sinnkrise bin ich weit entfernt, eher verfüge ich über einen Energielevel von um die 120 %, der in letzten Monaten schon auf bedenkliche unter 100% abgesunken gewesen war. Jetzt, wo ich wieder nahezu im grünen Bereich meiner Schaffenskraft angelangt bin, ist metaphorisch gesagt ohnedies schon fast wieder „Feuer auf meinem Dach“ zu vermelden. Ich brenne nahezu lichterloh vor neuen Ideen und solchen, die es noch werden könnten. Die Frage nach dem Sinn des Lebens hat sich fast von selbst ergeben, da ich seit etwas mehr als einer Woche im gleichnamigen “Sign of Life Ressort” in Sri Lanka meinen Körper und Geist auf Vordermann bringe. Wie lautet davon eigentlich die korrekt gegenderte Form, denke ich mir gerade? Vorderfrau oder VordermenschIn? Egal, eine nähere Betrachtung dieser Frage im Sinne eines größeren Ganzen werde ich vorerst hinten anstellen. Kurz um, ich wollte eigentlich damit sagen, dass mein neuer Freund, der ayurvedische Arzt des Ressorts Dr. H.G. Nihal und alle jene überaus freundlichen Frauen und Männer, die mich täglich kneten, ölen, massieren, quetschen, drücken, dampfen, baden und von Grund auf innerlich reinigen, mehr als ganze Arbeit leisten! Solide Handwerker in Sachen Körperbearbeitung, von denen einige sicherlich noch den einen oder anderen Handgriff nach dem Motto “learning by doing” perfektionieren werden. Das kahle Ambiente der Behandlungsräume wird nicht durch unzählige Zertifikate, Lehrgangs-, Aus- und Weiterbildungsbestätigungen dominiert, sondern durch das volle Engagement eines jungen Teams, das die vom Konsum und seinen Folgen verseuchten Gäste des Hauses, mich inklusive, wiederum neu zu justieren versuchen. Oder um es drastischer zu formulieren, wenn die “Patienten” all den Schmutz der konsumorientierten Welt mit externer Hilfe zurück gelassen haben, dann werden sie wieder in jenes Dasein mit der Aussicht auf Besserung entlassen, das eigentlich Auslöser für eine ausgiebige Konsultation in Sachen unausgewogener Lebensführung gewesen ist. Eine verkehrte Welt eben.
Dem Sinn des Lebens möchte ich mich weniger philosophisch nähern, das haben schon größere Denker vor mir einigermaßen erfolglos versucht. Anstatt dessen möchte ich Ihnen ein paar Beobachtungen wiedergeben, erzählen, Sie an Empfindungen teilhaben lassen. Schließen Sie kurz mal die Augen, halten Sie inne. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einer kleinen Veranda, blicken auf das schier endlos scheinende Meer hinaus, welches nur zur rechten Seite von einem Sandstrand eingefangen wird, während sich am Horizont tief grüne Palmen auftun. Über Ihnen gestaltet der Himmel ein Schattenspiel aus Licht und Wolken, das Sie auch mit geschlossenen Lidern wahrnehmen können. Sie sitzen hier und lassen dabei den ganzen Tag vergehen, es ist nicht kalt, es nicht heiß, ein angenehmer, kaum wahrnehmbarer Wind kühlt Ihren Körper immer wieder ab. Sie sehen am Meeresufer keine Touristen, keine Boote die angelegt haben. Es gibt nur das, was wir oft gar nicht mehr wahrnehmen: die fast unberührte Natur! Sie hören das Rauschen des Meeres, Sie vernehmen die Schwingungen einer sanften Brise, Sie lauschen den Geräuschen der Tierwelt, Sie nehmen wahr, dass es dort irgendwo einen Motor, eine naturgebenene Energie gibt, die unsere Bühne des Lebens bietet: die Bretter der Realität, auf denen wir uns tagein tagaus bewegen, ohne auch nur manchmal darüber ein paar Gedanken zu verlieren, welch großartiges Geschenk es ist, an diesem einzigen Leben das wir haben, teilnehmen zu können. Es zu bespielen, aus unserer geografischen Perspektive betrachtet, mit dem Geschenk der Freiheit befähigt und der Gnade ausgestattet, etwas mehr vom Leben auf Kosten anderer inhalieren zu dürfen. Und wenn Sie dann mal zwischendurch die Augen öffnen, dann sehen Sie Menschen, die meist spärlich bekleidet und in irgendwelche Tücher gehüllt unzählige Versuche unternehmen, ohne große technische Hilfsmittel ausgestattet, Fische zu fangen, während eine andere Gruppe von Einwohnern versucht, Essbares von den umliegenden Bäumen zu holen. Andere wiederum sitzen einfach im Sand, starren in die Ferne und vermitteln das Gefühl, irgendwie mit dem Leben und sich selbst eins zu sein. Und genau darum geht es eigentlich, wenn ich darüber reflekitiere, was das Leben denn eigentlich lebenswert macht. Ja, auch ich liebe den philosophischen Diskurs, ja, auch ich liebe die akademische Auseinandersetzung über Fragen des Seins. Aber geht es in letzter Konsequenz nicht darum, mit sich selbst im Reinen zu sein, fernab von jeglichen Zwängen und gesellschaftlichen Erwartungen, um somit den Sinn des Lebens für sich selbst zu erkennen und zu verinnerlichen – und nicht, wie eine von Normen und Klischees behaftete Gesellschaft meint, diesen Sinn vorgeben zu müssen? Ober um doch noch mit einem kleinen geistigen Impuls abzuschließen, der Sie vielleicht trotz vieler innerlicher Versagensängste, die jeder von uns verspürt, bestärken soll, Ihren eigenen Weg zu gehen und neugierig zu bleiben. Den Schweizer Geistlichen und Schriftsteller Kurt Marti dazu rezitierend: „Wo kämen wir hin, wenn alle sagten: wo kämen wir hin; und niemand ginge um einmal nachzuschauen, wohin man käme, wenn man ginge…“