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Betablocker für alle!

Am Wochenende war ich für zwei Tage in meiner Kärntner Wahlheimat und habe dort dem heurigen Sommer Lebewohl gesagt. Das klingt jetzt dramatischer als es tatsächlich war. Ich hatte meine Füße hochgelagert, meinen Kopf Richtung See und Sonne gerichtet und die noch immer kräftigen und mich erwärmenden Sonnenstrahlen mit lesbarem Zeitungsmaterial abgeschirmt, meine körperliche Erhitzung mit dem einen oder anderen Schluck Prosecco downgesized. Man kann ja zum südlichsten Bundesland Österreichs stehen wie man möchte, aber wenn man sich alle jene dort wegdenkt, die irgendwie unter Korruptionsverdacht stehen oder gerade ein Gerichtsverfahren am Hals haben, dann ist das ein wunderbarer Fleck auf der heimischen Landkarte.

So kam in meinem Lesestapel die “Süddeutsche Zeitung” vom Wochenende zum Schluss, dass viele der für uns offenen Fragen von der Wissenschaft noch immer nicht beantwortet oder “hinreichend erklärt” wurden. “Die Liebe gehört nicht dazu, die damit verbundene oder unabhängig von ihr auftretende schlechte Laune auch nicht, und die Frage, warum wir sterben müssen, und vor allem: wann, muss vermutlich auf immer unbeantwortet bleiben.” Letzteres halte ich für gut so und auch nicht für wirklich zielführend, da man ohnedies jeden Tag so leben sollte, als ob das Ende naht. Zumindest halte ich mich eher an diese Lebensformel. Eine gute Freundin würde an dieser Stelle noch hinzufügen “Das letzte Hemd hat ohnedies keinen Sack”. Glücklicherweise bin ich ja noch immer im Diesseits und kann mich mit den wirklich zentralen Erkenntnissen der Wissenschaft ein wenig detaillierter auseinandersetzen. So habe ich am Wochenende gelernt “Im Bad brauchen Männer nur sechs Minuten weniger als Frauen”, eine Erkenntnis, die mich nicht wirklich weiterbringt, aber von TNS Infratest ermittelt wurde. Ebenso weiß ich nun, dass “Aspirin bei Trägern des Sternzeichen Steinbocks besonders wirksam ist. Bei Waage oder Zwilling nicht”. Jetzt nehme ich so gut wie nie Aspirin zu mir, aber das Ergebnis der International Study of Infarct Survival* mit 17.187 Patienten, ist dennoch ein mich zum Nachdenken anregender Hinweis, ob es nicht besser wäre, im nächsten Leben ein anderes Sternzeichen zu wählen. Der Weg vom Stier zum Steinbock sollte ja rein optisch einigermaßen leichter bewältigbar sein als beispielsweise die Transformation von einer Jungfrau zu einem gehörnten Tierkreiszeichen.

Von derlei Analysen aus der Welt der Wissenschaft inspiriert, habe ich im Internet nach den die Welt verändernden Dingen Ausschau gehalten und bin tatsächlich fündig geworden. Eigentlich ist das ja alles so geheim, dass ich nicht einmal darüber schreiben sollte, aber die andauernden Konflikte mit den islamistischen Glaubensbrüdern könnten bald ein Ende haben. Oder um es in den Worten des amerikanischen Puppenherstellers und Produzenten der Muppetshow, Jim Henson (1936-1990), zu sagen „Ich hoffe immer noch, dass ich die Welt ein wenig besser verlasse, als ich sie vorgefunden habe.” Ein Team der Universität Oxford unter Leitung des Wissenschaftlers Julian Savulescu hat eine Untersuchung des Wirkstoffes Propranolol bei 36 weißhäutigen Probanden durchgeführt*. “Feststellen wollte man, ob und wie Propranolol unterschwellig auf Denk- und Verhaltensweisen wirkt. Das Präparat soll eigentlich hohen Blutdruck senken. Es wurde aber dabei bei den Patienten auch eine Reduzierung rassistischer Tendenzen festgestellt. Die Wissenschaftler erklären den beobachteten Effekt damit, dass die Betablocker eine blutdrucksenkende und eine beruhigende  Herzfrequenzwirkung haben. Die Probanden würden auf diese Art weniger ängstlich und das trage zu einer erhöhten Toleranz bei.”

Die Frage stellt sich, wie es derzeit stimmungsmäßig im Nahen Osten aussehen würde, wenn Islamisten vor dem nächsten Freitagsgebet einen “Betablocker” verabreicht bekommen würden. Würden sie dann einfach auch mal eigenes Verhalten im Zustand von Entspanntheit reflektieren? Oder hätte Rapid Wien die Ausschreitungen von Hooligans unter ihren Fanclubs verhindern können, wenn beispielsweise am Eingang zum Fußballstadion die kleinen Pillen verteilt worden wären. Hätte das dazu geführt, dass das erste Spiel in der Euro-League des österreichischen Rekordmeisters im Fußball nicht vor leeren Zuschauerrängen stattgefunden hätte? Man weiß es nicht. Oder hätten die kleinen Tabletten zur Folge, dass politische Debatten – egal ob bei uns oder anderswo – mit weniger Aufgeregtheit stattfinden würden? Dass wiederum eine politische Kultur Einzug hält, in der brillante Rhetorik und durchdachte Argumente gewinnen und nicht der, der besonders tief in die verbale Schublade greift. Vielleicht sollte man für den Anfang mal einen Tablettenspender auf den Toiletten des Parlaments anbringen, wo unsere Volksvertreter vorerst mal anonym die Wirkung des Präparates testen können. Ich finde, da gibt es viele Perspektiven die sich auftun. Weshalb nicht gleich für alle Betablocker? Schließlich kann mehr Toleranz nie schaden. Die bislang bekannten Nebenwirkungen des Medikaments wie Kreislaufzusammenbrüche, Asthmaanfälle oder Durchblutungsstörungen sollte die Medizin auch noch meistern können. Ich bleibe zuversichtlich!

* http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/absurde * http://www.probanden-.de/medikamententester